In dem Quartier, in dem ich lebe, lebe ich sehr gern. In der Wohnung, in der wohne, wohne ich sehr gerne. Trotzdem ist es kein idyllischer, kein kuscheliger Ort. Es ist ein Quartier, das neuerdings als Sanierungsgebiet ausgewiesen ist und schon seit langen Jahren unter Quartiersmanagement steht, seit 2010 mit der höchsten Interventionsstufe. Das Berliner Quartiersmanagement beschreibt die Stufe „Starke Intervention“ wie folgt:
Dies betrifft Gebiete mit überwiegend überdurchschnittlich hohen Anteilen von Arbeitslosen, Menschen mit Zuwanderungserfahrungen und Empfängern von Transferleistungen sowie einer hohen Mobilität, also instabilen Nachbarschaften.
Die soziale Situation beschreibt das Quartiersmanagement so:
Die Lebens- und Wohnsituation der Bewohner und Bewohnerinnen des Gebietes ist durch starke ökonomische und soziale Belastungen gekennzeichnet. 98 Prozent der Schüler und Schülerinnen haben Migrationshintergrund. Ausgeprägt ist die prekäre Einkommenssituation: 22 Prozent der erwerbsfähigen Bewohner und Bewohnerinnen sind arbeitslos, 24 Prozent leben von Sozialhilfe. (veraltete Beschreibung vor Hartz IV Einführung)
Das Referat „Soziale Stadt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beschreibt die Stärken meines Quartiers:
Entree zur Friedrichstraße, zentrale City-Randlage mit ruhiger Wohngebietssituation, hohes Touristenaufkommen durch Anziehungspunkte wie Jüdisches Museum, Willy-Brandt-Haus, Checkpoint Charly, AGB, breites Angebot von Bildungs- und Freizeitangeboten, Theodor-Wolff-Park als Erholungsressource, kulturelle Vielfalt
und die Schwächen:
überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote in Verbindung mit vielen einkommensschwachen
Haushalten, Kinderarmut, Kriminalität, Drogen und öffentlicher Alkoholkonsum, Sprachprobleme, verwahrlostes äußeres Erscheinungsbild, hohe Fluktuationsrate, Überbelegung der Wohnungen, im sozialen Wohnungsbau sehr hohe Warmmieten(31.12.2010) Einwohner 5428, Transferleistungsbezieher 52,08%, Berlin im Vergleich 10,64% und Arbeitslosenanteil 10,32%, Berlin im Vergleich 6,43%.
Nun hat der Eigentümer meines Wohnhauses gewechselt. Das ist an sich nichts kritikwürdiges nur erfahre ich dies nicht durch ihn oder seinem Verwalter, sondern durch die vom Bezirk beauftragte Gesellschaft, die die genehmigte energetische Sanierung des Hauses sozialverträglich und die Mieter beratend begleiten soll.
Warum der Eigentümer so verfährt weiß ich nicht, es zeugt jedenfalls nicht von Respekt gegenüber seinen Mietern. So ein stiller Eigentümerwechsel ist in keinem Fall angemessen.
Ein Gedanke zu “Stiller Eigentümerwechsel”
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