Kurzbericht zum zweiten netzpolitischen Kongreß der Grünen Bundestagsfraktion

Als Vorarbeiten zu einem „Digitalen Gesellschaftsvertrag“ sollte der gestrige zweite netzpolitische Kongreß der Bundestagsfraktion der Grünen im Paul-Löbe-Haus dienen. Dafür meldeten sich ca. 500 Interessenten an.
Mein Interesse beschränkte sich diesmal auf die Keynotes von Lawrence Lesig und Ben Scott, sowie die beiden Workshops zu Digitaler Arbeit.

Einen Vortrag von Lawrence Lessig hatte ich vorher noch nicht gesehen und er beeindruckte mich sehr mit seinem unkonventionellen Vortragsstil. Seine Vorstellungen von einem starken aber einfach zu verstehendem Urheberrecht für professionelle Urheber bei einer Abstufung des Rechts bei Remixen ihrer Orginale, sowie seine weiteren Vorschläge zu den Rechten von Amateuren als Urheber scheinen mir ausgefeilt zukunftsweisend.

Ben Scott forderte, wie mir scheint etwas sehr amerikanisch, nach dem großen Wurf zu greifen und nicht in regulatorischen Türmen zu Einzelproblemen wie Netzneutralität und Datenschutz zu denken, sondern das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen und von dort aus ggf. etwas völlig Neues zu denken. Ich finde die Vorstellungen sehr erfrischend, leider erhielt er dafür nicht den meiner Meinung nach angemessenen Applaus.

Der erste Workshop zu Digitaler Arbeit stellte die Probleme der ständigen Erreichbarkeit in den Mittelpunkt und der VW-Betriebsrat Heinz-Joachim Thust berichtete über die Abschaltung des Blackberrymailservers nach der Arbeitszeit für Tarifangestellte.
Zwei gewerkschaftliche Aufsichtsräte von IBM berichteten im zweiten Workshop zu Digitaler Arbeit über die Absichten, Programmierarbeit zu industrialisieren. Offensichtlich gibt es in einigen Großunternehmen die Absicht, Projekte zu in Einzelschritte zu zerlegen, daß sie nicht mehr notwendigerweise von Festangestellten sondern an Freie Mitarbeiter ausgelagert werden kann. Diese Einzelteile werden dann zusammengesetzt und von einer Software auf informatorische Qualität getestet. Diese Software fehlt allerdings noch. Dieser Schritt würde in der Tat für eine Prekarisierung in Teilen der Softwareentwicklung sorgen. Aber hätte dies auch positive Effekte? Die Antwort dazu blieb offen.

Sollten die beiden genannten Keynotes auf Video verfügbar sein, werde ich sie hier einbinden.

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