Seneca und die Rinderrouladen

Eine nachmittägliche Rundreise.

Gestern haben die Holde und ich unsere ritualisierte Wochenendeinkaufstour ändern müssen, da das Lebensmittelgeschäft des Vertrauens in der Nachbarschaft die gewünschten Rinderrouladen nicht vorrätig hatte. Daraus resultierte eine ungeplante Nachmittagsreise durch die Stadt. Wir entschlossen uns zu einer Fahrt von Kreuzberg nach Mitte um vor dem Einkauf im nächsten Lebensmittelgeschäft noch einem Kulturkaufhaus in der Friedrichstraße einen Besuch abzustatten. Gerne war ich dabei, denn an diesem Ort finde ich immer Lesestoff der, wenn nicht sofort konsumiert, meine Antibliothek füllt. (Meine Antibibliothek ist frei nach Nassim Taleb die Sammlung meiner ungelesenen Bücher, die mein [niedergeschriebenes] Nichtwissen enthalten und mir damit [fast] wertvoller/interessanter als die gelesenen sind.) Die Holde fand, wie gewünscht, Jo Nesbøs „Die Larve“ und ich selber verließ den Buchladen mit David Graebers „Schulden“, einem Heftchen mit Texten von Immanuel Kant „Kant zum Vergügen“ und Senecas Dialog „Von der Kürze des Lebens“. Graeber und Kant landeten sofort in meiner Antibibliothek, Seneca las ich gestern in einem Zug durch. Die Gelassenheit des Stoikers, seine „Theorie der Zeit“ interessierten denn doch sofort.

Nach Fleisch schauten wir zunächst ebenfalls in der Friedrichstraße in einem französischen Kaufhaus in der Lebensmittelabteilung. Leider waren auch dort Rouladen nicht vorrätig, meine Hinweise auf die wunderbaren Lammnierchen wurden von der Holden nicht goutiert. (Hatte ich doch am Freitag zufällig ein tolles Rezept für Lammnierchen in Senfsauche auf geröstetem Weißbrot gefunden. Innereien sind nicht so ihr Ding.) Auch der Besuch im nächsten Lebensmittelladen blieb erfolglos, sodaß wir uns entschlossen einen letzten Versuch in den Potsdamer Platz Arcaden machen. Dieser Versuch begann mit einem längeren Spaziergang über die Leipziger Straße, vorbei am Museum für Kommunikation und dem Bundesrat, zum Leipziger Platz. Hier verweilten wir eine Zeit lang und sprachen über die aktuelle und die geplante Bebauung. Am Potsdamer Platz waren schon die ersten Adventsbuden aufgebaut und eine Menge los, wir machten eine Bogen um den Trubel und kauften nach insgesamt zwei Stunden Tour das ersehnte Fleisch.

Rinderrouladen
Rinderrouladen

Wie essen wir die Rouladen? Natürlich klassich mit Rotkohl und Salzkartoffeln.
Rouladen waschen, trocknen, salzen, pfeffern, mit Senf bestreichen und mit einem Stück Speck, einer Cornichon und einer halber kleinen Zwiebel belegen. Die Scheiben rollen und mit Nähgarn zusammenbinden. Die Rouladen bei starker Hitze rundum scharf in einem Topf braun anbraten, mit Wasser oder Brühe ablöschen und auf kleiner Flamme eine Stunde köcheln lassen. Sauce nach Geschmack würzen und mit Saucenbinder andicken. Mahlzeit!

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