Unser Lieblingsrestaurant in Charlottenburg ist uns leider verloren gegangen, sodaß wir zu einem besonderen Anlaß eine Alternative suchen wollten. Wir haben zum ersten Mal das seit 1985 bestehende Marjellchen ausprobiert. Ich erinnere mich an deren Auftritt vor gefühlten hunderten von Jahren in den Berliner Stadtmagazinen Zitty und Tip, schaute mir die Speisekarte auf ihrem Webauftritt an und war an der Küche interessiert, hat sie doch Speisen zu bieten, die ich nur selten genießen kann.
Als Aperitif nahm ich einen Pillkaller, diese hochinteressante Kombination von Klarem, einer Scheibe Leberwurst samt einem Klecks Senf. Ein ungewöhnlicher Appetitanreger.
Ich begann die Speisenfolge mit einer Suppe und zwar eine Tasse Rinderfleck, die großartig mit Essig abgeschmeckt war. Sie enthielt in der Tat eine ordentliche Menge Pansen und war ganz und gar nicht nur eine Brühe mit einigen verirrten Fleischbröckchen. Dazu wurde Majoran und Senf zum Nachwürzen gereicht. Das war vollkommen unnötig, denn für mich war das auf den Punkt.

Die zweite Vorspeise waren Filets vom Räucheraal, dazu Scheiben von diversen Schwarzbroten und Butter. Sie war sehr gelungen in Geschmack und Menge, allerdings ist die Plazierung des Meerrettichs am Boden des Sahnehäubchen sehr unglücklich, da wäre eine bessere Durchmischung angebracht.
Es gibt Fleischarten, auf deren Genuß wir zuhause verzichten. Zwei davon sind Hase und Kaninchen. Dies liegt weniger an grundsätzlichen Überlegungen sondern an Roman Polankis Film Ekel, nach dessen Betrachtung wir uns gegen die heimische Zubereitung entschieden. Allerdings esse ich Kaninchen und Hase außerhäusig und so wählte ich im Hauptgang die kurz gebratenen Hasenrückenfilets in Kirschsauce. Als Beilagen wurden Rotkohl, Preiselbeeren und Kartoffelkeilchen gereicht. Fleisch und Sauce harmonierten sehr gut mit dem Rotkohl und den Kartoffelkeilchen. Kartoffelkeilchen sind eine besondere Art von Klößen, die hier mit Speck serviert werden.
Das Essen ist dort etwas deftiger Natur und so trank ich nur ein wenig Wein aber dafür etwas mehr Machandel dazu. Der Wacholderschnaps war sehr mild und hatte ein unaufdringliches Wacholderaroma. Sehr empfehlenswert.
Das Restaurant lebt vom Tourismus und so waren die Gäste an diesem Abend international. Meinen Mitessenden fiel besonders eine Gruppe Gäste aus dem asiatischen Raum auf, die selbst während des Essens unablässig ihre Devices in Gebrauch hatten. Trotz der touristischen Erschließung ist das Preis-Leistungsverhältnis fair. Das ein oder andere mir noch unbekannte Gericht werde ich dort wohl probieren müssen.
Ein Gedanke zu “Pillkaller (und) Machandel”
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.