Gleich zwei geschlechterpolitische Veranstaltungen der SPD-Bundestagsfraktion fanden am Mittwoch dieser Woche im Reichstagsgebäude statt. Am Nachmittag wurde im Rahmen des von der Bundestagsfraktion angestoßenen Dialogprozesses über die Konsequenzen aus der Sexismusdebatte diskutiert. Ich empfehle Interessierten sich das hier eingebundene Video anzusehen, die Diskussion spricht für sich selbst. (Achtung! Video hat keine CC-Lizenz)
Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalchef der Deutschen Telekom wies darauf hin, daß erfolgreiche Veränderungsprozesse mit Hilfe einer Triade gelingen. Man muß erstens alle Beteiligen beim kulturellen Wandel mitnehmen, benötigt zweitens dringend Verbündete auf der Entscheidungsebene (bspw. Managementebene in der Wirtschaft oder Parteivorstand) und muß drittens Recht kodifizieren (Betriebsvereinbarungen im Unternehmen oder Gesetze). Diese Idee scheint mir nachdenkenswert zu sein. Eine Teilnehmerin stellte die Frage inwieweit Geschlechtergerechtigkeit in der Prioritätenskala der Politik, auch gerade bei Konservativen, nach oben schießen würde falls man dies als ein Problem der öffentlichen Ordnung darstellen würde. Ein interessanter Gedanke.
Die zweite Veranstaltung am Abend war der Empfang der SPD-Bundestagsfraktion zum Internationalen Frauentag. Hier gab es zu Beginn drei Gesprächsrunden, in der letzten stellte sich Peer Steinbrück dem Publikum. Nachdem er zunächst Bausteine seiner Geschlechterpolitik darlegt wird er von einer Teilnehmerin gefragt wie er denn diese Bausteine glaubwürdig umsetzen will – und entgleist (scheinbar). Selbst Presseerzeugnisse berichten darüber. Ich empfand seine Reaktion in dem Moment ebenfalls unangenehm.

Einige Tage später erinnere ich mich an diese Szene und durchdenke sie erneut. In der heutigen Politik überlagert im Auge des Betrachters die Persönlichkeit des Politikers sein politisches Handeln und seine Überzeugungen. Wahlkampfmanger befeuern dies bei Steinbrück mit diesem unseligen „Klartext-Gerede“, das mich an dieses rekationäre „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ erinnert. Dies wird noch ergänzt mit den peinlichen „Wohnzimmer Gesprächen“, die ihn als „einer von uns“ präsentieren sollen aber völlig unpolitisch sind, bzw. den Zweck haben Politik vergessen zu machen. Von daher war Steinbrücks (sinngemäße) Antwort „Vergleichen Sie unser Programm mit dem der Wettbewerber“ an die Fragestellerin tatsächlich adäquat und politisch als er die Frage nach seiner Integrität als unpolitisch zurückwies.
Wenn also die Beurteilung der Persönlichkeit des Politikers ein Irrweg für meine politische Urteilsfindung ist, so muß ich mir sein Programm ansehen und mit der nötigen Abstraktion mögliche Folgen seines politischen Handelns für mich und die Gesellschaft abschätzen. Und da finde ich bis jetzt noch nicht sehr viel bei Peer Steinbrück.
Ein Gedanke zu “Strategien gegen Sexismus – eine Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion”
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