Das nenne ich mal Geschwindigkeit, nur vier Wochen nach der krachenden Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl gibt der Parteikonvent grünes Licht für Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU. Das überrascht mich schon etwas. Nicht etwa, weil im Wahlkampf etwas anderes gesagt wurde, Wahlkampfaussagen sind für viele Wähler, auch für mich, Aussagen in Form des allgemeinen Billshitbingos, sondern weil eine fundierte Analyse des mageren Ergebnisses noch nicht vorliegt. Ich halte es schon für wichtig die Gründe dieses Ergebnisse zu kennen um darauf aufbauend überhaupt fundierte Entscheidungen in Richtung Koalitionsverhandlungen treffen zu können. Wenn also Sigmar Gabriel unser aller Willy Brandt in der folgenden Art und Weise interpretiert:
Also der, der die Deutungshoheit über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen besitzt. Der steht in der Mitte der Gesellschaft. Willy Brandt wusste das. Er wusste, dass man diese Deutungshoheit erobern muss: von links, mit emanzipatorischen Antworten auf die Herausforderungen der Zeit.
und diese Interpretation seine Richtigkeit hat, dann sind die 26% der Wählerstimmen weder ein Indikator dafür die Mitte der Gesellschaft erreicht zu haben sondern ein sehr dünnes Ergebnis noch ein Indikator dafür die Deutungshoheit über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu haben. Es bedarf also gründlichster Ursachenforschung des Wahlergebnisses. Und dann ist man für eine mögliche Koalition gerüstet. Aber sich den Gründen klar zu werden braucht Zeit, so wie jegliches Urteilen Zeit braucht, auch in der SPD, sonst wird das nichts.
Aber vielleicht sehe ich das ja grundfalsch weil ich die Politik von Volksparteien nicht verstehe.
Ein Gedanke zu “Urteilen braucht Zeit – auch in der SPD”
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.