Der mit Spannung erwartete Tag ist da, der Craft Beer Crawl der Bierinseln Berlin beginnt. (Felix schreibt über die Hintergründe, die Bedeutung der Bierinsel Initiative wie immer kenntnisreich in diesem Post.) Eine Route habe ich mir bereits festgelegt. Alle ausgesuchten Bierinseln auf diesem Kurs sind Gelegenheiten, die ich noch nicht besucht habe. Eine Menge neuer Eindrücke erwarten mich.
Pünktlich um 12 Uhr geht es mit der U6 vom Mehringplatz zur Seestraße, dann sind es nur ein paar Schritte zu Fuß bis zur ersten Bierinsel, der Vagabund Brauerei. Beim Betreten des Taprooms habe ich das Gefühl einer Zeitreise in die Vergangenheit. War ich doch in einem anderen Leben rund um die damalige TFH und im Afrikanischen Viertel unterwegs. Der Taproom erinnert in Lage und Ausstattung daran. Vier Biere sind am Hahn, ich wähle drei davon aus und bitte den Vagabunden mir die richtige Reihenfolge zu benennen, in der ich die Biere verkosten soll, das Ergebnis ist folgendes:

Die Gläser empfinde ich sehr angenehm, die Temperatur der Biere ist an diesem doch heißen Tag auf den Punkt. Die drei Biere schmecken mir ausgezeichnet und ich bin mir sicher, daß dies nicht mein letzter Besuch bei Vagabund sein wird.
Mit der U6 geht es zurück bis zur S-Bahn Station Wedding und dann mit der S41 bis zum Bahnhof Gesundbrunnen. The Castle Pub übersehe fast, da ich mir beim äußeren Anblick der Location nicht vorstellen kann, daß es hier Craft Beer geben soll. Aber der Schein trügt. Die Ausstattung des Pubs samt der Wendeltreppe in den Keller hinab und die mittägliche, eher schummerige, Beleuchtung erinnern mich an die c-base und ich kann mir sofort vorstellen mit dem „piratesquen“ Teil meiner Bekanntschaft in dem Pub gepflegte Biere zu trinken. Das freie W-Lan unterstreicht den Eindruck. Es gibt eine separate Craft Beer Theke mit der beeindruckenden Zahl von zwanzig Hähnen. Ich bitte die Bedienung mir aus dieser Fülle drei Biere nach seinem Gusto auszusuchen und mir die Reihenfolge zu nennen, in der ich die Biere verkosten soll:

Vermutlich handelt die Bedienung nach dem Vorsichtsprinzip, also Biere auzuwählen, die geschmacklich nahe am Mainstream sind. Die Ausnahme ist der Mellon Bock, der durchaus ein interessantes „Dessertbier“ sein könnte. Leider ist die Temperatur der Biere nicht kalt genug, ich bin wohl zu früh da.
Mit der S41 geht es eine Station weiter zum S-Bahnhof Schönhauser Allee und dann ein Stückchen zu Fuß zum Eetcafé Linda Carrell. Drei Biere werden angeboten und auch hier frage ich nach der richtigen Reihenfolge:

Das Bier wird wohltemperiert in den „Bierinseln“ Gläsern serviert und ich bin auch geschmacklich sehr zufrieden. Die Atmosphäre in dem Eetcafé, das in der ruhigen Parallelstraße zur geschäftigten Schönhauser Allee liegt, scheint mir sehr familiär zu sein. Ich vermute es hat viel Zuspruch von Nachbarn und Bewohnern in der Nähe. Der Wirt ist ein sehr angenehmer Typ mit dem ich beim Abschied über meine bisherigen und anstehenden Verkostungen spreche.
Zu Fuß und dann mit der Tram M1 fahre ich bis zum U-Bahnhof Eberswalder Straße. Von dort aus sind es ein paar Schritte in die Schliemannstraße zur Bierlinie. Bierlinie ist ein Bierhandel und bietet drei Flights anläßlich der Bierinseln an. Ich entscheide mich für den schottischen Flight aus pragmatischen Gründen, denn der hat den geringsten Alkoholgehalt(!). Der Verkäufer ist in der Tat ein Verkäufertyp, sehr eloquent aber dabei kein unangenehmer Verkäufer. Die zu verkostenden Biere sind leider nirgends schriftlich notiert und ich bin ehrlich gesagt zu faul nachzufragen – oder deutet sich da schon ein Hängerchen auf der Tour an? Die letzte Probe ist ein Porter:

Der Laden führt eine Vielzahl von Bieren und sollte ich dort noch einmal in der Nähe sein, werde ich bestimmt vorbei schauen.
Mit der U2 geht es eine Station weiter bis zur U-Senefelder Platz und dann hinein ins Herman. Die Aufreihung der Flaschenbiere im Regal hinter der Theke erinnert mich irgendwie an die Seven Heads Bar im Sofitel Alter Wall in Hamburg. Der Barkeeper kredenzt mir die drei Biere in folgender Reihenfolge:

Alle Biere sind wohltemperiert und geschmacklich rund. Ich überrasche mich selbst, denn das Kirschbier schmeckt mir ausgezeichnet, das ist großartig gemacht und keine süße, zähe Sirupplörre. Der Barkeeper ist äußerst beredsam auf eine angenehme Art und Weise und scheint genial in seinem Job zu sein. Das Herman werde ich erneut besuchen, das scheint noch einige Schätzchen zu beherbergen.
Drei Hausnummern in Richtung Mitte wartet die sechste Bierinsel, das Pfefferbräu. Im Biergarten wird ausgeschenkt und es gibt, langsam bekomme ich auch Hunger, Grilladen käuflich zu erwerben. Das Angebot ist übersichtlich und einfach zu merken – ein Helles, ein Dunkles und ein Spezial:

Bemerkenswert ist die ausgesuchte Freundlichkeit der zwei Bedienungen.
Nach der Verkostung und dem Essen einer Rostbratwurst fahre ich mit der U2 bis zum U-Rosa Luxemburg Platz, der siebenten und letzten Station meiner Tour. Das Kaschk finde ich unter der angebenen Hausnummer nicht, irritiert marschiere ich einmal um die Ecke und bin da. Ein sehr schönes klares Angebot von Bieren, jedoch ist die Verständigung mit der Bedienung etwas schwierig, einen Rat, in welcher Reihenfolge die Biere zu trinken sind, erhalte ich nicht. Die drei sind:

Die Biere sind gut, das Kaschk ist allerdings nicht ganz meine Welt – zu mittig, zu hip, zu touristisch, ich fühle mich dort nicht wirklich wohl. Die Tour ist jetzt zuende, ich fahre nach Kreuzberg zum Heidenpeters in der Markthalle Neun. Hier trinke ich mein geliebtes Framboise und das Sherry Barrel Aged Stout. Gab es Letzteres nicht auf der Zweijahresfeier?
Mein Résumé zu diesem Tag und zur Idee der Bierinsel Initative ist durchweg positiv. Sollte sich diese Idee stabilisieren und auf andere Städte ausgedehnt werden können wäre dies eine gute Unterstützung für die Craft Beer Szene und die Popularisierung handwerklich gebrauter Biere und für die Etablierung Geschmacksvielfalt. Ich hoffe auf eine Wiederholung im kommenden Jahr und wäre dabei!
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