Über die neuen Lockerungen im Shutdown

Geradezu auffällig ist – die Politik hat aufgegeben. Der Schutz des Kollektivs in der Pandemie bröckelt. Er bröckelt nicht nur, er wird bewußt unterminiert denn klar ist, jede aufgehobene Schutzmaßnahme läßt die Infektionszahlen steigen. Die Politik tut also das, was sie immer tut, wenn sie nicht mehr weiterweiß und zudem den Einflüsterungen der Wirtschaft folgt: sie versucht die Verantwortung auf das Individuum zu schieben und sich so von Folgen freizusprechen. Das sollte nicht durchgehen, im September ist Wahltag.

Fällt also das Kollektiv aus, muß sich das Individuum behelfen. Das ist leider zwangsweise so und wird nicht vergessen werden. Was werden wir unter Ungewißheit tun bis eine Impfung schützend wirkt? Wir haben uns 4 Punkte fixiert:

  1. A-H-A Regeln weiter einhalten, Lüften
  2. Corona-App und Kontakttagebuch nutzen
  3. Physische Kontakte noch stärker reduzieren
  4. Fremde Räume möglichst meiden und/oder die Aufenthaltsdauer dort minimieren

Über Clubhouse

Faszinierend wie der Fortschritt Haken schlägt: vom Bild zur Sprache codiert in Binärschrift. Sprache ist schnell, spontan, fluffig – Schrift ist langsam und widerständig, sperrig halt. Von Clubhouse ist heute kaum noch die Rede, es scheint zu funktionieren und seine Nutzerïnnen gefunden zu haben… ein Hypechen.

Persistierte eigene Mündlichkeit ist mir ein Graus – dem Knochenschall sei dank. Ich rede oder singe gerne mit mir selber…

Selbstreferentielles (4)

Zurzeit ist die Form des Blogs zum Inhalt geworden. Das soll kurz ein letztes Mal in diesem Blogpost beleuchtet werden.

Ein guter Ausgangspunkt ist die zunehmende Selbstreflexion während der, gefühlt langsamer verrinnenden Zeit in der Pandemie. Das Gespräch zwischen mir und mir selbst dreht sich noch einmal verstärkt um die Dinge, die für ein gutes Leben wichtig sind. Dies wirkt hinein bis in abgelegene Bereiche, in die Formen der Kleidung und eben auch in die Form des Blogs.

Dieses Blog ist kein Themenblog. Dieses Blog hat keine „Message“, gleichwohl werden politische Standpunkte deutlich, werden Präferenzen in allen möglichen Bereichen erkennbar aber kein Mensch soll von irgendetwas überzeugt werden. Dieses Blog ist kein Diskussionsforum. Die Kommentarfunktion ist abgestellt, wer etwas zu den Inhalten zu sagen hat möge das in den eigenen digitalen vier Wänden tun, Pingbacks und Trackbacks werden moderiert. Dieses Blog ist auch nicht auf Reichweite aus. Nichts von dem hier Geschriebenen wird auf anderen Kanälen distribuiert außer in meinem Tumblelog verlinkt.

Dieses Blog ist dazu da, verstreute Gedanken für mich zu verschriftlichen. Es ist eine Art Tumblelog meiner Gedanken. Leserïnnen können gerne am Geschriebenen teilhaben – es ist sichtbar – aber es ist eben nicht primär für ein Publikum gedacht. Das Blog ist ein Versuchsraum für das Formulieren meiner Gedanken, für die angemessene Art sie in Materialität zu bringen. Nun zur Form: Da meine Gedanken für mich verschriftlicht werden, soll es auch in einer Form geschehen, die mir zusagt. Vom Blog ist deshalb alles Magazinartige, alles Blogübliche wie der Avatar, das Twitterwidget, die Blogrolle und alles „Klickibunti“ verbannt um nur auf hellem Hintergrund mit einer mir etwas bedeutenden Schriftart zu erscheinen. Damit sedimentiert sich ein klitzekleiner Baustein für (m)ein gutes Leben. Jetzt aber genug davon…!

#8f9699 oder Selbstreferentielles (3)

Das Problem des mageren Kontrasts zwischen Schriftfarbe und Hintergrund hat keinen Namen: #8f9699, eine namenlose Farbe im Ton „hellgrau blau“. Als Schriftfarbe ungeeignet kontrastiert sie bei weißem Hintergrund und normaler Schriftgröße nicht wirklich, bei schwarzem Hintergrund und normaler Schriftgröße gerade so. Hier liegt der Pferdefuß des Themes Scrawl.

Als ich heute beim Lesen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung feststellte, dass die jeweilige Rubriküberschrift links beziehungsweise rechts oben auf den Seiten in einer ähnlichen Farbe gedruckt ist, hat mich das halbwegs beruhigt.

Glücklicherweise erscheint die Farbe nicht im überall im Fließtext. Blockquote-Text und Introtext werden damit dargestellt, zudem Erstellungsdatum, Autor, Kategorien, Beitragsverweise, die Website-Identität und der Hamburger Button.

Über das Tragen der Maske

Cineastisch gesehen ähnelt die ffp2-Maske dem Mundschutz eines antiken Helden aus der Ilias. In zeitlich entgegengesetzter Richtung finden wir sie in derselben Funktion bei den Helferïnnen von Sith-Lords oder Sith-Ladies.

Auf der Straße besehen wirkt die Maske wie ein über Kinn und Nase gestülpter Kaffeefilter. Sie läßt schiefe Zähne, verfilzten Bart, Sabber im Mundwinkel und fauligen Atem verschwinden. Sarkasmus, Häme, Gekränktheit, Wut und Freude werden unsichtbar. Ein Kopf mit Fliegenlabium?

Wie auch immer die Maske das Aussehen verändert, wie auch immer die Anderen nur ungenau gelesen werden können, dort wo Menschen sich zur Zeit begegnen ist das Nichttragen der Maske unsolidarisch, es ist selbstsüchtig.

Über dreimal Produktion und Heute

Bemerkenswert beschreibt Walter Rathenau schon 1912 das Gewicht der Wirtschaft anhand des Bauens – des Er- und Umbauens der modernen Großstadt (Gesamtausgabe Band II, 1977, S. 93):

„Wozu nun dienen diese unerhörten Bauten? Zum großen Teil dienen sie direkt der Produktion. Zum Teil dienen sie dem Verkehr und Handel, somit indirekt der Produktion. Zum Teil dienen sie der Verwaltung, der Wohnung und der Gesundheitspflege, somit vorwiegend der Produktion. Zum Teil dienen sie der Wissenschaft, der Kunst, der Technik, dem Unterricht, somit indirekt … noch immer der Produktion.“

Viermal Produktion aus unterschiedlichen Blickwinkeln – die Dynamik der Ökonomie sickert ins Betonierte, manifestiert sich im Steinernen, im Erstarrten. Gut 110 Jahre später in der Pandemie wird über nichts Wichtigeres geschrieben oder gesprochen als über „die Wirtschaft“ – und die „Entfesselung“ der nicht einmal stillgestellten Ökonomie. Ökonomie wird wahnhaft betrachtet. Sie kollabiert wenn keiner mehr da ist der konsumiert.

Über einen winzigen Genuss

Allenthalben entsteht und vergeht Genuss. In der Pandemie scheint das Vergehen häufiger zu sein. Wenn der Stress zunimmt – wie kann da Muße sein, Genuss verdorrt. Ein geeigneter Moment des Genusses ist das Schlafengehen: die Muskulatur entspannt sich im ersten Liegen, Druck weicht vom Körper, der Leib öffnet sich.

Die Naturwissenschaft spricht gegen den Genuss von Schokolade am Abend; durch Inhaltsstoffe wie Koffein hilft sie nicht in den Schlaf. Ein kleines, 3 Gramm schweres Täfelchen aus Bitterschokolade auf die Zunge gelegt, schmiegt sich sanft an den Gaumen und schmilzt langsam mit herrlichem Geschmack.

Seit Beginn des Jahres gebe ich mich diesem winzigen Genuss hin, fühle mich wunderbar dabei und schlafe lächelnd ein. In der verbleibenden kalten Jahreszeit wird dieser Genuss jedenfalls nicht vergehen.

Selbstreferentielles (2)

Das ging schnell: sieben Tage nach dem neuen Anstrich dieses Blogs erfolgt der nächste. Das Theme Twenty Twelve, so responsiv und clean es auch ist, erinnert an die klassische Bloggestalt mit Seitenangaben im Kopf und Sidebar an der rechten oder linken Seite. Vieles also wie gehabt und nicht wirklich eine neue Gestalt.

Nun ist Scrawl aufgezogen. Noch cleaner geht es fast nicht. Die Sidebar ist als slide-out Sidebar, nur wenn die Leserïnnen es wünschen, mit einem Click auf den Hamburger Button (die Kritik am Button ist mir geläufig) ein- oder ausgefahren; die Seitenangaben sind vom Kopf in die Sidebar gezogen, sehr angenehm reduziert. Kategorien und Tags sind nur auf der einzelnen Beitragsseite sichtbar, das ist ein weiteres dickes Plus. Und über die Devices hinweg ist die Anpassung der Gestalt ausgezeichnet.

Ich habe auf wordpress.com ein weiteres Blog zum Ausprobieren der Gestaltungsvariationen angelegt – es ist unveröffentlicht, nicht zugänglich. Dort sind 196 Themes gelistet, die getestet werden können. Auf „horax hört hier“ sind 243 Themes und auf diesem Blog sind 445 Themes zugänglich. Hat das etwas damit zu tun ob die Blogbetreiberïnnen für bestimmte Funktionen bereits bezahlen? Die Untersuchung zu den Gestaltungsmöglichkeiten geht weiter …

Selbstreferentielles

Das Blog hat einen neuen Anstrich. Nach Cutline und Coraline ist Twenty Twelve als drittes Theme innerhalb von 12 Jahren in Gebrauch. Twenty Twelve tritt minimalistisch auf, ist responiv und sieht sehr gut auf dem iPad aus. Der Hintergrund ist von Standard auf Weiß gesetzt. Es gibt kein Headerpic mehr. Die Sidebar ist aufgeräumt und nur auf der Startseite und den Beitragsseiten aktiviert. Folgende Schriftarten werden genutzt: Alegreya für Überschriften und Libre Baskerville für Fließtext und Links. Die Linkfarbe ist schwarz, bei Mausover grau.

Unternehmensschließung und Pandemie münden in eine ungewohnte Art des Wartezustands und in Physical Distancing. Der Wartezustand birgt ungehobene Freiheitsspielräume. Mit diesen entwickelt sich ein anderes Zeitgefühl samt erweiterten Reflexionsmöglichkeiten. Das sickert bis in die Gestaltung des Blogs.