Philosophie ist eine Bewegung, mit deren Hilfe man sich […] von dem freimacht, was für wahr gilt, und nach anderen Spielregeln sucht.
Foucault
Philosophie ist eine Bewegung, mit deren Hilfe man sich […] von dem freimacht, was für wahr gilt, und nach anderen Spielregeln sucht.
Foucault
Maskenpflicht in Berlin. Erstaunlich wie schnell die Gewöhnung an das Maskentragen eintritt. Es wird wenig Zeit vergehen und das Mitführen der Maske und das Aufsetzen in Räumlichkeiten wird zur Selbstverständlichkeit. In jeder Jacke wird eine Maske abgelegt werden wie eine Packung Taschentücher. Was sind Mechanismen die das bewerkstelligen? Warum gewöhnt sich die Gesellschaft so schnell daran?
Wenn liebgewonnene Rituale nicht mehr durchgeführt werden, wenn das Treffen mit Freundïnnen nicht mehr stattfinden kann, dann scheint das Leben schwierig zu werden, es scheint leer zu sein. Was aber, wenn das nicht wirklich viel ausmacht. Wäre das unsozial oder das Frozen Man Syndrom…?
Die „Gelben Engel“ fliegen in normalen Zeiten über Berlin wenn Menschen in Not sind. Andere Helikopter fliegen über Berlin wenn der Staat meint in Not zu sein: bei Demonstrationen oder beim Besuch von Staatsgästen. Einen Helikopter einzusetzen um Kontaktbeschränkungen der Bevölkerung zu überwachen sind ein Novum. Meint der Staat er sei in Not?
Die Zeitumstellung erfolgt lautlos. Keine stürmische Kommentierung in den Sozialen Netzwerken, keine Geständnisse des Unwohlseins, keine Klagsamkeit und keinerlei wirre Kosten-Nutzen Ergüsse sind zu lesen. Schweigen. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Beängstigendes. Die Wirklichkeit zeigt sich. Und wird mit der üblichen Mischung aus Verve und Nichtwissen begleitet.
Dieses Nicht-Einfügen-Wollen, dieses freundlich Widerspenstige, dieses irritierende das Eigene-Ding-Machende, warum sind die 2. Weltkriegskinder so? Die Alten in den Familien leben in der Krise die Normalität. Wie schaffen die das…?
Zitat Adorno aus „Erziehung nach Auschwitz“ in Kulturkritik und Gesellschaft II, stw, 2018, Seite 686:
„Bei dem Typus, der zur Fetischisierung der Technik neigt, handelt es sich, schlicht gesagt um Menschen, die nicht lieben können.“
Wird „der Technik“ durch „des Digitalen“ ersetzt, beschreibt das einen neuen Typus im 21. Jahrhundert.
Reist ein Mensch für einige Tage an einen anderen Ort ist das möglicherweise ein Urlaub. Urlaub heißt für Arbeitslose „Ortsabwesenheit“. 21 Tage haben sie davon im Jahr. Ortsabwesenheit meint auch Reisen am Wochenende oder an Feiertagen. Das ist von der Arbeitsagentur zu genehmigen. Die Kundïnnen müssen sich Reisen genehmigen lassen – wie gesagt als Kundïnnen – was für eine Camouflage. Offiziell heißt es, die Arbeitsagentur möchte so schnell wie möglich vermitteln. Am Wochenende? Ob die Einschließung bei aller Digitalisierung nicht eher eine Disziplinarmaßnahme ist?
Ein Blick in die Wochenzeitung aus Hamburg: Maßgebliche Artikel sind personalisiert. Personen, ihre Psysche, ihre vermeintlichen Gedanken sind Gegenstand der Berichterstattung. Politik fehlt, Boulevardisierung statt Inhalt. Warum dafür bezahlen? Das Geld wäre in Bier besser angelegt. Warum wird die Presse immer unpolitischer? Boulevard verkauft sich, Politik nicht. Zum Kotzen….
Zitat Leo Löwenthal:
„Wenn zum Beispiel die Leute sagen, Faschismus und Kommunismus seien dasselbe, dann bestehe ich darauf, daß es eben nicht dasselbe ist. Der Sowjetkommunismus ist die Perversion einer Theorie, eines Moralsystems und eines Denkstils, der gut ist, der wesenhaft gut ist. Dagegen ist der Hitler-Faschismus nur schlecht, schon weil die ihm zugrundeliegende Menschenauffassung als Anthropologie unmenschlich ist. Ein Jude kann nie erlöst werden, während ein Kapitalist sich freiwillig deklassieren kann, er kann sozusagen in eine neue Religion eintreten.“
Aus: Leo Löwenthal – Mitmachen wollte ich nie. Ein biographisches Gespräch mit Helmut Dubiel, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980, Seite 87