Horax in die Küche bitte!

Vierzehn Tage Strohwitwerdasein haben es mir wieder deutlich vor Augen geführt, ich esse nicht nur gerne gut, ich koche auch gern. In der Neunten und Zehnten Klasse hatte ich, mit zwei anderen Jungs, freiwillig am obligatorischen Kochuntericht für Mädchen in der Schule teilgenommen. Alle zwei Wochen montags jeweils vier Stunden war das, wenn ich mich nicht irre. Für Werkuntericht hatte ich zwei linke Hände aber Kochen, das hatte mir Spaß gemacht. Wie gesagt, in den letzten beiden Wochen, abzüglich zwei Abende Abwesenheit durch eine Reise und zwei Abende „Dinner“ am Street Food Thursday außerhalb, machten fünf Dinner in zehn Tagen, also jeden zweiten Tag in der Küche gestanden. Über zwei Dinner habe ich bereits hier berichtet.

Das wiedererwachende Interesse am Selberkochen hängt ganz klar mit der Methode des Niedrigtemperaturgaren zusammen. Das lange und Geduld fordernde Garen im Ofen, mit exakter Temperaturbeobachtung und einem fulminanten Geschmackserlebnis verändert bei mir das Verhältnis zum Gargut und zu den Lebensmitteln allgemein. Die Wertschätzung steigt. Dabei spreche ich mich keinesfall gegenüber der industrieller Produktion aus, die notwendig ist, doch im persönlichen Bereich findet ein Umdenken zur Wertigkeit des Essens statt. Das steht nun keinesfalls im Gegensatz zu den schnellen und einfachen fünf Gerichten, die ich mir in den letzte Tagen zubereitet habe. Die Wertschätzung der Hauptbestandteile ist m.E. zu spüren. Was ich so spannend am „sponanten“ Kochen der letzten Tage finde ist, daß es ohne ausgeklügelten Plan funktioniert. Ich sehe ein mögliches Gargut, kaufe es und überlege erst dann wie und mit welchen anderen Lebensmitteln ich es zubereite. Dabei ist das Ausprobieren und die Kombination zufällig vorhandener Bestandteile irgendwie großartig. Das Braten der Lammhüfte mit Ingwer fällt mir erst beim Blick auf die Ingwerwurzel zuhause ein.

Mit frischem Ingwer gebratene Lammhüfte, Oliven-Kürbis Schrippe
Mit frischem Ingwer gebratene Lammhüfte, Oliven-Kürbis Schrippe

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Noch zwei keep-it-simple Dinner für Strohwitwer

Zwei neue einfache und schnelle Strohwitwerdinner ohne großen kochtechnischen Aufwand mit maximal zwei Pfannen/Töpfe wegen meiner mangelnden Multitaskingfähigkeit mache ich mir in der Abwesenheit der Holden. Dabei lege ich deutlichen Wert auf Qualität, Bioprodukte sollen es schon sein und wenn nicht möglich dann trotzdem hochwertig. Die Dinner aus dem letzten Jahr finden sich hier und hier.
Auf dem Wochenmarkt in der Markthalle Neun gibt es einen Stand, der Schweinefleisch aus artgerechter Haltung anbietet, es sind, wenn ich mich nicht ganz täusche, Wollschweine. (Der Link auf der Seite der Markthalle fehlt leider). Ich erstehe dort vier Bratwürstchen, die bereits gebrüht sind. Daraus entseht dann Dinner Nummero 1:

„Schweinsbratwürste, Zwiebelgemüse, scharfer Sent, Vollkornbrot:
Drei Zwiebeln schälen und in einer Pfanne mit etwas Fett glasig dünsten. Kurz bevor die Zwiebeln die gewünschte Konsistenz haben in einer weiteren Pfanne etwas Fett zerlassen und die Bratwürstchen anbraten. Alles zusammen auf einem Teller anrichten, scharfen Senf dazu geben und eine Scheibe Vollkornbrotals Sättigungsbeilage dabei geben. Wenn das nicht einfacht ist!

Schweinsbratwürstchen mit Zwiebelgemüse, scharfer Senf, Vollkornbrot
Schweinsbratwürstchen mit Zwiebelgemüse, scharfer Senf, Vollkornbrot

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Blick nach Oben

Bewege ich mich im Draußen ist es meistens zweckgebunden und zielgerichtet auf eine bestimmte Örtlichkeit. Das geschieht natürlich auch in der Nachbarschaft beim Gang zum Einkaufen beim Lebensmittelhändler des Vertrauens oder zum Entsorgen des Leerguts. Dann finden die Beine den Weg von alleine, die Aufmerksamkeit für die Umgegend ist abgeschaltet und die Gedanken melden sich lautstark. Sie sprechen über vielerlei Dinge, über die Arbeit, über das letzte Telephongespräch mit den Eltern, politische Auseinandersetzungen, übers Wetter oder über den letzten Besuch in der Craft Beer Brauerei, wobei letzteres meistens körperliche Auswirkungen in Gestalt Pawlowscher Reflexe zeitigt. Natürlich rede ich da mit, versuche das Gespräch freundlich zu halten, was mir aber oft genug mißlingt. Nur wenn ich auf dem Weg einem bekannten Gesicht begegne, wird das Gespräch kurz für einen Gruß unterbrochen.

Mein Nachbar und ich machen uns gemeinsam auf den Weg zum Lebensmittelhändler des Vertauens um die Ecke und diesmal ist die Aufmerksamkeit nicht nach innen sondern auf den Mitgänger gerichtet. Unser Gespräch dreht sich rund um Mieten, die Veränderungen nach dem Eigentümerwechsel, die Mieten im Sozialwohnungsbestand nebenan. Wir erreichen unser Ziel und der Nachbar erzählt von einem Bekannten, der ihm über die sich verschlechternde Bausubstanz im Haus gegenüber des Ladens berichtet hat. Selbst Loggien sollen schon wegen Einsturzgefahr gesperrt worden sein. Unser beider Blick geht nach oben und wir sehen zu unserer Überraschung was schon seit Wochen Wirklichkeit ist, eine abgestützte Decke. Niemand von uns hat das vorher bemerkt obwohl jeder für sich unzählige Male daran vorbeigelaufen war. Die Aufmerksamkeit war ausschließlich auf uns selbst gerichtet.

Loggien in der Nachbarschaft
Loggien in der Nachbarschaft

Segelboote in Kreuzberg

In der Großstadt ist die Geräuschkulisse permanent. Es gibt keinen Ort in der Stadt an dem nicht wenigstens so etwas wie ein Brummen der menschlichen und maschinellen Tätigkeiten zu hören ist, Hintergrundrauschen überall. Also ist auch der Balkon keine Oase der Ruhe in der Stadt. Liegt er in oberen Stockwerken und eine vielbefahrene Straße läuft abschüssig auf ihn zu richtet sich der Verkehrslärm zu einem Wellenberg auf und überflutet ihn brüllend. Tageszeiten mit geringerem Verkehr erzeugen flacherer Lärmberge dafür ist das Geräusch des vorbeifahrenden Fahrzeugs markant während es sonst im Vielklang untergeht. Bei geeigneter Windrichtung erzeugen die Flaggen neben dem Gebäude auf der anderen Straßenseite einen besonderen Chor des Klapperns, Klackerns und Klingens, der an ganz andere Klangkörper und Umstände erinnert.

Sie sagt: „Es sind Segelboote“.

Kassengespräch

Neulich entspann sich folgendes kurzes Gespräch mit der studentischen Aushilfe an der Kasse:

Aushilfe: „Hallo und guten Tag. Wie geht es Ihnen?
Ich: „Danke gut. Und wie geht es Ihnen selber ?“
Aushilfe: „Naja, könnte besser sein, wegen des Fastens ist es doch etwas anstrengend heute.“
Ich: „Oh, wie lange geht denn das Fasten noch?“
Aushilfe: „Den ganzen Monat noch.“
Ich: „Oh, dann viel Glück und auf Wiedersehen.“
Aushilfe: „Auf Wiedersehen.“

Ich habe viel Sympathie für die jungen Leute in meiner Hood.

Kotelett mit Filet

Natürlich hätte ich es besser wissen können, ein Kotelett vom Schwein ist nicht gleich einem Kotelett von Schwein, es gibt Unterschiede. Ein Blick in die Wikipedia hätte genügt. Mit der unerschütterlichen Gewißheit ein Kotelett sei ein Kotelett begebe ich mich zum Schlachter des Vertrauens im großen Haus am Wittenbergplatz und staune. Verschiedene Koteletts vom Schwein werden angeboten, welches ich denn gerne hätte werde ich gefragt. Nackenkotelett schließe ich gleich aus aber was sind eigentlich Stielkoteletts oder Koteletts mit Filet? Intuitiv entscheide ich mich für Letzteres, hört sich einfach besser an „… mit Filet“. Selbstverständlich gebe ich mein Nichtwissen von dem Verkäufer nicht zu sondern entscheide, Wissen vorspielend, mit Nachdruck.

Kotelett mit Filet
Kotelett mit Filet

Meine Wahl ist die richtige. Das Filetstück ist nach dem kurzen Anbraten besonders weich und schmackhaft. Für den nächsten Einkauf bin ich jedenfalls gerüstet.

Champagnerbier

Vor einiger Zeit hatte ich hier über den erneuten Versuch geschrieben über Untappd verschiedenste Biere zu bewerten, die ich so im Laufe der Zeit probiere. Das ist mir in diesem Jahr ganz gut gelungen und ich habe gerade das fünfzigste Bier eingestellt. Regelmäßig gehe ich beim Einkauf in der Lebensmittelabteilung des Vertrauens in der City West in die Bierunterabteilung und wähle dort zufällig aus. Nein mit „Zufällig“ ist es nicht richtig beschrieben, ich schaue nach der Flaschenform und dem Alkoholgehalt und das führt mich häufiger zum Champagner-Bier. Allerdings konnte mich keines der bisher verkosteten Champagner-Biere wirklich überzeugen und ich denke ein Wechsel des Wahlmechanismus ist angebracht.

Ich werde darüber mal mit dem Athanasius Katz vom Bierblog übers Bier und Biertrinken bei der nächsten Ironblogger-Berlin-Bierkassenvertrinkung sprechen wollen.

Vier Wochen ohne Sonntagszeitung

Seit vier Wochen wird die abonnierte Sonntagszeitung nicht mehr geliefert. Die Gründe sind ein Rätsel. Mehrfache Anrufe im Kundenzentrum fruchten nichts. Freudliche Mitarbeiter registrieren den Sachverhalt, entschuldigen sich, versprechen der Sache nachzugehen und immer wieder Ratlosigkeit. Gutscheine werden geschickt, sodaß ich mit dem Gutschein der Vorwoche beim Büdchen des Vertrauens die ausgebliebene Sonntagszeitung holen kann. Ist aber nicht Sinn eines Abonnements die Zeitung beim Büdchen des Vertrauens per Gutschein zu holen. Zeitgleiche Ereignisse werden zu Kausalitäten umgedeutet: beginnt doch die Nichtlieferung just in dem Moment, indem als Gratistreueleistung die Werktagsausgabe der Zeitung für zwei Wochen geliefert wird. Zusammenhänge werden vom Kundenservice verneint. Ratlosigkeit bei mir. Ist da ein großes schwarzes Loch des Nichtverstehens zwischen Verlag, Agentur und Zusteller?

Am Mittwoch werde ich erneut einen Entschuldigungsbrief des Verlags samt Gutschein für die Zeitung erhalten, den ich am kommenden Sonntag einlösen könnte. Ob es kommenden Sonntag mit der Zustellung klappt?

Die Balkonsaison 2014 ist eröffnet

Der dichte Morgennebel am Freitag war ja schon mal ein interessanter Fingerzeig. Nach dem freundlichen Donnerstag und der starken Abkühlung der Luft in der Nacht war die morgendliche Kondensation nicht überraschend und Hoch Guido löste den Nebel rasch auf. Das machte Lust auf mehr am Wochende.

Morgennebel
Morgennebel

Der Sonnabend begann so freundlich, daß wir die Heizung abschalteten, denn bei 25 Grad im Wohnzimmer ist eher das weite Öffnen der Fenster angesagt. Die Wochenendeinkaufliste war relativ kurz, sodaß ich nur einen kurzen Gang zum Kaiser’s des Vertrauens um die Ecke machen mußte. Der Nachbarschaftspark lud nach dem Einkauf bei den milden Temperaturen in der Sonne zum Verweilen ein. Ein/zwei eiskalte Desperados leisteten mir Gesellschaft.

Theodor-Wolff-Park
Theodor-Wolff-Park

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Adieu

Unser Zeitungszusteller hört auf. Das ist sicher nicht wirklich etwas Ungewöhnliches, ökonomische Relationen werden beendet, andere stellen sich her. Unser menschliches Verhältnis macht mich allerdings ein wenig nachdenklich. Weder waren wir anonym für ihn, noch war er anonym für uns denn wir kennen seinen Namen, wir wissen seine Adresse aber wir haben ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Mit der Zeit haben wir uns irgendwie, auf eine nicht zu erklärenden Art und Weise mit ihm verbunden gefühlt. Die Holde hat zu bestimmten Feiertagen ein kleines Geschenk für ihn vor unsere Tür gestellt, er hat uns gelegentlich eine kleine Zeichnung wie auf dem folgenden Bild zukommen lassen.

Osterhasi
Osterhasi

Jetzt hat er sich mit einem persönlichen Brief zum Jahreswechsel verabschiedet. Wir werden ganz altmodisch darauf antworten, ihm Adieu sagen, mit Papier und Briefmarke.

Update 13.1.2014

Ein Presseerzeugnis schreibt heute über die miserable ökonomische Situation vieler Zeitungszusteller. Die Bezahlung erfolgt per Stücklohn und erreicht keinesfalls den gesetzlich geforderten Mindestlohn von 8,50€. Viele Zusteller sind Aufstocker. Irgendwie schäme ich mich, indem ich indirekt mit dem Zeitungsbezug dieses quasi ausbeuterischen Verhalten der Zeitungen unterstütze. Was kann die richtige darauf Antwort sein? Persönlicher Verzicht auf ein Zeitungsabo und/oder ein Mindestlohn auch für solche Beschäftigungsverhältnisse bzw. das konsequente Verfolgen des Verbots die Menschen in eine eventuelle Scheinselbstständigkeit zu zwingen?