Wer glaubt Hausgeister wie Wichtel oder Kobolde seien ein mythologisches Konstrukt oder eine Erfindung des Bayerischen Rundfunks, der irrt. Kobolde leben im Berlin des 21. Jahrhunderts, nicht am Rande der Stadt sondern mittendrin, wenige Meter vom Willy-Brandt-Haus entfernt. Und Kobolde wohnen in Fahrstühlen. Gut, ich habe noch keinen wirklich zu Gesicht bekommen, ich habe auch noch keinen singen oder lachen gehört denn sie sind flink und verstecken sich sobald sich jemand ihnen nähert. Trotzdem kann man sehr gut ihre Anwesenheit anhand in Eile zurückgelassener Gegenstände oder an dem Schabernack, den sie gerne treiben, erkennen.
Einer der Fahrstühle, in dem sie hausen, hat als Rückwand eine Tür, die das Volumen des Fahrstuhls vergrößert wenn man sperrige Lasten transportieren möchte. Diese Tür ist abgeschlossen und in dem dahinterliegenden Raum scheint ihr Schlafzimmer zu sein. Manchmal lassen sie Teile ihrer Kleidung aus Versehen vor ihrer Schlafzimmertür liegen, wie folgendes Foto dokumentiert:
Über ihre Eßgewohnheiten weiß ich nichts, sie trinken aber Orangennektar wenn sie durstig sind. Gerade am Wochenende, wenn die sich die Hausbewohner von der Hektik der Arbeitswoche erholen wollen und wenig Betrieb in den Hausfluren ist, sitzen sie gerne im Fahrstuhl bei einem guten Buch und genießen ebenfalls die Ruhe der freien Tage.
Kobolde sind Hausgeister und sie haben das Haus zu behüten. Das tun sie dann, wenn es darauf ankommt, mit Verve. Einige Zeit lang wurde regelmäßig in den Fahrstuhl vor ihr Schlafzimmer uriniert. Wer das war, ob Mensch, ob Hund ist nicht bekannt aber sie haben sich mit drastischen Worten erfolgreich artikuliert, denn diese Unsitte hörte unvermittelt auf.
Schabernack treiben sie gerne und lachen sich heimlich eins ins Fäustchen wenn sie erfolgreich waren. Neulich klebten sie ein sehr langgezogenes Kaugummi direkt an die obige Anzeigeleiste der Stockwerke in die Nähe der Innenseite der Fahrstuhltür, sodaß man beim Betreten den Fahrstuhls das Kaugummi nur sehr schwer erkennen konnte und es sich sicher bei dem ein oder anderen in der Haarpracht oder der Bekleidung verfing.
Das Zusammenleben mit Kobolden macht Spaß, denn der Schabernack lauert überall. Es wird nie langweilig.
Update 15.3.2012
Die Holde ist heute zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Fahrstuhl stecken geblieben wie sie glaubwürdig versichert. Sie tat dies im sozialen Netzwerk ihres Vertrauens kund und schon wurden die Kobolde als Verursacher verdächtigt. Natürlich zu Unrecht wie sich herausstellt, denn es war der Fahrstuhl in einem Gebäude in einem anderen Stadtviertel. War ja irgendwie klar.
4 Gedanken zu “Kobolde wohnen in Fahrstühlen”
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