Das Älterwerden bevorzugt Praktiken, die wir Rituale nennen wollen. Ein Ritual ist hier eine regelmäßig im Zeitablauf wiederkehrende soziale Handlung. Die Handlung strukturiert die Eindimensionalität der Zeit und bietet Orientierung. Wir wollen sie so einfach sehen und nicht mit Pseudoreligiosität, Mythen oder Zeremonien verschiedenster Art aufladen. Ob der abendliche Stammtisch mit Freunden beim Bier oder das wochenendliche Frühstück beim Mettbrötchenhändler des Vertrauens oder gar der einmal im Jahr wiederkehrende Neujahrsempfang, alles dies unterstützt die positiven Seiten des Älterwerdens.
Ein zweiter Effekt des Älterwerdens ins das selektiv auftretende Vergessen. Der Geist konzentriert sich auf das Wichtige und gibt so Kapazitäten frei für Neues. Aktuell Irrelevantes muß zurücktreten wird aber nicht vollständig gelöscht sondern bei Bedarf mit Unterstützung erinnert.
Ein weiterer Effekt des Älterwerdens ist der gelassene Umgang mit dem Phänomen Zufall. Dies scheint auf den ersten Blick kindisch und nicht-philososphisch, ist aber weise. Die Konzentration auf das Relevante ist darin existent, das Verzetteln und Herumirren zwischen Irrelevantem bleibt aus.
Wir waren neulich, wie seit einigen Jahren regelmäßig auf einem Neujahrsempfang im Norden des Landes und übernachteten im Hotel des Vertrauens, das wir seit Jahren buchen. Die Badezimmerausstattung des Hotels zeichnet sich durch Quietscheentchen aus, deren Form, Größe und Art immer wieder überrascht. In diesem Jahr war es eine Surf-Ente. Dies war auf den ersten Blick überraschend, waren wir doch erst vor kurzem im Surferparadies Hawaii und stellten uns verwundert die Frage woher wohl das Hotel dies wissen konnte. Nach erstem Erstaunen kategorisierten wir dieses Tatsache ohne weiteres Grübeln als Zufall ein. Zudem hatten wir vergessen aber eine dunkle Ahnung, daß wir uns über das Thema Quietscheentchen bereits ausgelassen hatten und stellten bei der Suche auf diesem Blog fest, daß wir damit richtiglagen.

Die Surf-Ente hat, wie alle Hawaiianer grundsätzlich ein freundliches Wesen. Ihre Augen sowie ihr Schnabel lachen und ihre auf den Kopf geschobene Sonnenbrille signalisiert die Lockerheit der Insulaner. Sie drückt das „Aloha“ perfekt aus und wird die übrige Entengesellschaft und uns mit ihrer Freundlichkeit und Lockerheit anstecken.
Ein Gedanke zu “Über das Älterwerden und die Surf-Ente”
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