Dinner in Pichelsdorf

Zum Dinner nach Pichelsdorf fahren? Darauf wäre ich von selbst nicht gekommen und wie so häufig im Leben hilft der Zufall nach. Also begeben wir uns zu sechst ins Restaurant Büdnerhaus Pichelsdorf. Das Gebäude, stolze 250 Jahre alt, duckt sich mit putzigen Butzenscheiben zuwischen Betonneubauden an die Straße Alt Pichelsdorf. Eine Treppe führt hinab in die Gasträume, die mit Buchentischen ausgestattet sind. Der erste Eindruck läßt mich an ein Landgasthaus denken, ja so in etwa stelle ich mir eins vor. Ein Rundblick über die bereits besetzten Tisch zeigt mir, daß das Publikum vornehmlich aus bemoosten Häuptern besteht. Der Chef persönlich begrüßt uns und bringt uns an den resevierten Tisch um nahtlos mit der Frage nach einem Aperitif anzuschließen. Mir bleibt keine Zeit zum Überlegen, geschweige denn in einer Karte zu orientieren also bestelle ich ein kleines Bier. Köpi wird offeriert und dabei bleibe ich auch für den Rest des Abends, auf Wein habe ich keine Lust.
Die Speise- und die Zusatzkarte hatte ich bereits im Internet eingehend studiert im Restaurant wird noch eine Wochenkarte angeboten aber ich bleibe bei meiner Online ausgewählten Speisenreihenfolge. Wir starten mit einem Amuse Gueule und zwar mit Hausgemachtem Sushi.

Amuse Gueule - Hausgemachtes Sushi
Amuse Gueule – Hausgemachtes Sushi

Das Shusi ist köstlich, die Sauce hat eine leichte Schärfe, die sich langsam und unaufdringlich ausbreitet.

Ich wähle als Vorspeise die Asiatischen Vorspeisenvariation.

Vorspeise - Asiatische Vorspeisenvariation
Vorspeise – Asiatische Vorspeisenvariation

Die Vorspeise ist in der Tat eine Entdeckung. Verschiedenen Rolls sowie ein Hähnchenspieß bilden den Rahmen, das erste Highlight ist die kleine Tasse Tom Kha Gai, Thailändische Zitronengrassuppe mit Huhn und Cocos. Die Suppe ist wunderbar ausgewogen, selbst der Cocos, den ich eigentlich nicht mag, fügt sich dezent in das Aroma ein, schmeckt nicht vor sondern ergänzt genau richtig. Die kleine Portion Tartar asiatische Art mit Sesamöl, Sojasauce, Koriander, Porree, Knoblauch & Sesam ist die nächste Überraschung. Auch hier ist der Geschmack wohl ausgewogen, alle Zutaten harmonieren wunderbar. Eine sogenannte Ingwerlinse ist ebenfalls Teil der Vorspeise, sie paßt hervorragend in die Variation. Der Thunfisch ist ebenfalls ein Gedicht. Einzig mit der Erdnußcreme kann ich nichts anfangen, weder rein geschmacklich aus sich heraus noch wüßte ich zu welchen Bestandteilen der Variation sie harmonieren könnte. Dies ist aber varnachlässigbar und tut der Gesamtbeurteilung keine Abbruch.

Als Hauptgang nehme ich das Surf & Turf, ein kleines Filet vom US-Prime-Beef mit zwei Großgarnelen auf einem Duett von zwei Saucen, frischem Marktgemüse und Kartoffelgratin.

Hauptgang - Surf & Turf
Hauptgang – Surf & Turf

Irgendwie komisch, trotz erstklassigem Geschmack weiß ich zum Hauptgang weniger zu sagen als zur Vorspeise. Das Filet ist zart, das Laguiole Steakmesser schneidet fast durch sein Eigengewicht das Fleisch. Die Garnelen harmonieren mit ihrer Sauce vortrefflich. Das Gratin ist gut und zwar so gut, wie ich es selten in einem Restaurant gegessen habe.
Ich habe Glück und darf von meiner Sitznachbarin ein wenig von der halben Ente probieren. Ich bin überrascht vom Geschmack und auch vor der Krossheit der Haut, auch das ist in Restaurants selten. Ein Augenfang ist die Sauciere der Entensauce. Es ist eigentlich keine Sauciere sondern ein Metalltöpflein auf einem Gestell mit Stövchen.
Auf das Dessert verzichte ich wegen einem gespannten Bäuchlein.
Nach einem hervorragenden Essen möchte ich mir den Geschmack nicht durch eine Spirituose wegätzen lassen sondern ich ordere gewöhnlich einen Dessertwein, möglichst schwer, möglichst ins „Sherry-Gehende“. Leider bin ich im Büdnerhaus erfolglos.
Dies ist der Punkt an dem Verbesserungspotential offensichtlich ist. Wir sind alle mit dem Dinner und dem Büdnerhaus sehr zufrieden und können das Restaurant guten Gewissens weiterempfehlen.