Über das Organigramm

Das Organigramm ist ein merkwürdiges Ding. Linien und Kreise, Kästchen und Dreiecke, Pfeile und Buchstaben breiten sich auf der zweidimensionalen Fläche aus, sei sie aus Papier oder sei sie ein Bildschirm. Sie stellen etwas dar, was eigentlich drei- – nein – mehr- oder multidimensional ist. Sie stellen soziale Verhältnisse zwischen Personen oder Personengruppen dar, reduziert um die vielen Eigenheiten der Personen selber. Sie sind eine hierarchische und kommunikative Konstellation. Sie zeigen von den Personen ihr Verhältnis zueinander in Bezug auf Befehl und Gehorsam. Diese Reduktion der Komplexität menschlicher Eigenheiten und Verhältnisse auf Befehl und Gehorsam und die Zweidimensionalität der Fläche sind zusammenbetrachtet einerseits grotesk andererseits aber interessant anzusehen. Grotesk: das Oben und das Unten auf dem Organigramm entsprechen Befehl und Gehorsam in der Organisation, ein Bild der Macht und der Ohnmacht. Interessant: wer steht darauf? Wer hat hier das Sagen? Das Organigramm zeigt die Adiaphorisierung der Menschen durch die Organisation. Die visualisierten Positionen des Organigramms, die weit voneinander entfernt sind, sei es vertikal, horizontal oder auch diagonal haben sich nichts zu sagen, sie zeigen organisierte Gleichgültigkeit.

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