eco in der Waschmaschine ist alt. eco sitzt im Namen des Geräts, in den Namen der Waschprogramme oder als Taste. eco verkauft sich gut. Die neue Waschmaschine ist sehr eco: eco im Namen, eco in den Namen der Waschprogramme, eco als Taste. Und richtig eco wird sie durch Verzicht auf die Vorwäsche als Programm und Taste und durch Verzicht auf die Wlan-Schnittstelle.
Schlagwort: Internet der Dinge
Über Datenschutzmaßnahmen und Verdinglichung sowie Medialisierung
Für die Datenverarbeitung wird der Mensch in seiner Gänze auf einzelne Aspekte seines Lebens in Datenpunkte zerlegt. Er wird verdinglicht. Die Perspektive, dass Daten eine neue Währung seien, bringt die vollständige Verdinglichung sehr gut zum Ausdruck. Werden die Daten als Geld gesehen so sind sie ein Medium. Medien funktionieren einwandfrei wenn sie vollständig unsichtbar sind. Ist der Mensch im Datum zu Geld transformiert ist er vollständig unsichtbar.
Diese mediale Sichtweise nehmen vor allem die Datenverarbeiter an. Andere Perspektiven sind selbstverständlich:
Die Asymmetrie zwischen Organisation und Individuum erzwingt eine Norm oder einen ganzen Kranz an Normen um diese Asymmetrie auszugleichen und beide auf Augenhöhe zu bringen. Dies ist der Kern des Datenschutzes. Dazu erfanden Steinmüller, Lutterbeck und Mahlmann sowie das Bundesverfassungsgericht eine juristische Norm das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“. Daraus leiten sich ein Bündel weiterer gesetzgeberische Einhegungen sowie technische als auch organisatorische Maßnahmen ab.
Den vorher skizzierten systemtheoretischen Ansatz können wir ablösen indem wir den Begriff „Adiaphorisierung“ von Zygmunt Bauman adaptieren. Bauman erkennt, dass durch organisatorische Erfindungen wie Arbeitszerlegung/teilung sowie technischen Erfindungen die Verantwortlichkeitsreichweite des Individuums, die wir als moralischen Sinn bezeichnen wollen reduziert bzw. ganz aufgehoben werden kann. In den langen Ketten der Arbeitsteilung und der technischen Systeme verliert der verantwortliche Verarbeiter die Übersicht über die Folgen seines Tuns. Dazu kommt noch die Gefahr, durch Medialisierung der Daten und damit der Unsichtbarkeit für den Verarbeiter den moralischen Sinn zu verlieren.
Technische und organisatorische Maßnahmen des Datenschutzes wie z.B. Pseudonymisierung und Anonymisierung weiten die Datafizierung aus. Können wir also mutmaßen, dass Datenschutzmaßnahmen die Verdinglichung und Medialisierung ebenfalls ausweiten?
Über das Angesprochenwerden durch Maschinen
Eine Überlegung ist es, daß wir uns unsere Identität nur über die Relation zum Anderen ausbilden. Im Angesprochenwerden zeigt sich eine Seite dieser Relation. Schon (vor oder) nach der Geburt und ohne bereits eine psychische und soziale Identität ausgebildet zu haben werden wir (mit Namen) angesprochen. Das Angesprochenwerden ist vor dem Antwortenkönnen.
Heteronomie liegt vor Autonomie. Das heteronome Angesprochenwerden ist Anerkennung unserer Identität.
Diese Überlegung können wir so erweitern, daß selbst in der übelsten Ansprache die, meist unabsichtliche, Anerkennung unserer selbst durch den Übeltäter steckt. Wenn zunehmend Maschinen mit uns sprechen was bedeutet dies eigentlich? Für die Maschine sind wir verarbeitete Binärschrift; sie hat keine eigene Sicht und sieht uns nicht einmal verdinglicht. Aber was bedeutet das für uns? Wenn Maschinen uns ansprechen, bildet diese heteronome Ansprache, samt unabsichtlicher Anerkennung, auch unsere Identität aus? Und was folgt daraus wenn die sprechenden Maschinen immer mehr werden?
Die mediale Kraft des Smartphones
Als Kurzer ging ich regelmäßig Sonnabendnachmittag ins Kino, hauptsächlich in Karl-May- und Godzillafilme. Auch Science-Fiction fand ich großartig. In einem Film, ich weiß nicht ob es ein Perry-Rhodan-Film war, hatte der Held ein etwa backsteingroßes Gerät zur Verfügung. Damit konnte er einen undurchdringlichen aber durchsichtigen, kuppelförmigen Energieschirm um sich schalten und war so unverwundbar. Gegenstände oder Personen konnte er per unsichtbarem Strahl aus dem Gerät in die Luft heben. Ob er damit auch oral kommunizieren konnte habe ich vergessen. Kurze Zeit später war war ich fasziniert vom Communicator aus den Raumschiff Enterprise Filmen. Eine Mischung aus beiden war mein Traum als Junge.
Heute, halbwegs in Würde gealtert, besitze ich mit dem iPhone ein Gerät, das mich mit der „Welt“ in vielerlei Art verbindet, so wie ich es mir damals als Junge nicht habe träumen lassen. Es ist ein ständiger aber auch unbemerkter Begleiter und sichtbar wird es dann, wenn es nicht funktioniert. Dann erst zeigt sich seine mediale Kraft der „Welterzeugung“.
Wann wird mein Home smart sein?
Smart Home ist in aller Munde. Ich verzichte auf die Begriffserklärung zu Smart Home und verweise auf einen Artikel in der Wikipedia, der für diesen Zweck genügt. Der überwiegende Teil des Wohnungsbestandes in Berlin sind Mietwohnungen, so auch meine.
Liest man die einschlägigen Artikel in Zeitungen, Fachzeitschriften und sonstigen Publikationen oder beschäftigt sich mit den Broschüren von Smart Home Technologieanbietern so wird schnell deutlich, daß das Smart Home eher als Konsumgut betrachtet wird und der Mieter seine Wohnung mit Eigenkäufen einrichten soll und der Vermieter mit dem Smart Home scheinbar nichts zu tun hat. Diese Sichtweise ist grundfalsch, Smart Home ist „Infrastruktur“ und damit vor allem Vermietersache. Sicherheit, Energiesparen, technische Funktionalität gewährleisten, Anschluß an leitungsgebundene Kommunikationssysteme sind Felder, die der kluge Vermieter bestellen kann. Ich nehme meine Wohnung als Beispiel. Die Gegensprechanlage und die Wohnungstür sind Mietsache. Diese könnte der Vermieter durch smarte Lösungen ersetzen. Die Heizungsanlage läuft mit Nachtabsenkung, die Thermostate sind analog mit Bimetalldrahtschaltung ausgestattet und funktionieren gut. Die Substitution der Heizungsthermostate auf meine eigenen Kosten ist nicht gerade rational.
Du hackst Computer – ich hacke die Welt
„Du hackst Computer – ich hacke die Welt“ sagt MacGyver in der erste Folge des Reboots der TV-Erfolgsserie aus den achtziger Jahren um eine neue Kollegin für das Team zu gewinnen. Die ersten Kritiken des Reboots sind eher durchwachsen, ich gebe dem Reboot eine Chance.
Aber nicht die Serie an sich ist interessant sondern die Denkungsart, die Problemlösungsart des Protagonisten – die eines Bricoleurs. Und die Figur des MacGyver ist das filmgewordene Ideal des Bricoleurs. Heutzutage manifestiert sich diese Denkungsart des Tüftlers sozial und kulturell in der Gestalt des Makers oder Makerbewegung. Das ist spannend zu beobachten …
Zitat aus einem Roman
Ich nehme John Steinbecks Roman „Reise mit Charly“ zur Hand und schlage zufällig eine Seite auf und lese folgende Sätze:
Ein Tier, daß irgendwo gelagert hat oder durchgezogen ist, hinterläßt geknickte Grashalme, Fußspuren und vielleicht Losung, aber ein Mensch, der sich eine Nacht lang in einem Zimmer aufgehalten hat, drückt ihm seinen Charakter, seine Biographie, seine jüngere Geschichte und manchmal auch seine Zukunftspläne und Hoffnungen auf. Ich glaube auch, daß die Persönlichkeit eines Menschen irgendwie in die Wände einsickert und sich nur langsam wieder aus ihnen löst.
Diese Sätze elektrisieren mich ist doch das wechselseitige Verhältnis der Menschen zu Dingen äußerst spannend. Zugleich denke ich an einen Satz aus dem Technischen Manifest der futuristischen Malerei:
Wir werden die Sofas auf denen wir sitzen, und die Sofas werden wie wir.
Wie wird das wechselseitigen Verhältnis der Menschen zu den Dingen, die „im Internet sind“ sein?
Poesie und Bürokratie
David Graebers Buch „Bürokratie – Die Utopie der Regeln“ lese ich mit zunehmendem Staunen, ist doch eine wichtiges Festsellung des Buches, daß Bürokratie überall existiert, mehr oder weniger sichtbar aber überall und im Zeitablauf sogar noch zugenommen hat. Sogenannte Deregulierungen sind nicht mehr als als das Verschieben von „Formularen und Regeln sowie Strafen bei Verstoß“ von staatlichen Organisationen in private Organisationen. Staunen deshalb, weil das Buch in der Tat den Blick dafür schärft. Die Beantragung eines Telephonanschlusses ist heute mit soviel Formularkram behaftet wie zu Zeiten des Staatsmonopols. Graeber differenziert die Form der Bürokratie an zwei Ausprägungen von Technologie, die er poetische und bürokratische Technologie nennt. Poetische Technologien bedienen sich bürokratischer Mittel um „überschäumende unrealistische Phantasien zum Leben zu erwecken“. Sie sind ambivalent. Bürokratischen Technologien transformieren „administrative Zwänge und Notwendigkeiten“ „von einem Mittel zu einem Zweck der technologischen Entwicklung“. Ticketsystem, Formularfelder, Einwilligungs- und Zustimmungsroutinen, CRM-Systeme u.v.m. stehen dafür. Eng verwoben mit den beiden Technologiebegriffen sind die Vorstellungen von Spielen (play) und Spiel (game). Das Spielen als ein Improvisieren ein kreatives Ausprobieren steht im Gegensatz zum Spiel, das „rein durch Regeln bestimmtes Handeln“ ist. Alles außerhalb des Spiels ist ohne Relevanz. Graeber erläutert, daß einerseits Spielen Spaß macht aber schnell zu Erschöpfung führt und andererseits das Einlassen auf ein Spiel Spaß und Freude schenkt.
Können Graebers Feststellungen zu Poesie und Bürokratie hilfreich sein um einen Ausblick auf das Internet der Dinge zu geben? Makerism und Tinkering scheinen Verfahren der poetischen Technologie zu sein. Wie führt dies aber zu entscheidenden technologischen Durchbrüchen zur Umsetzung phantastischer Ideen? Ein Bewegungssensor im Smart Home Bereich erinnert an bürokratische Technologien, kann aus der Vernetzung vieler Sensoren etws Einzigartiges entstehen? Fragen die offen bleiben müssen. Ein Einlassen auf Graebers Buch halte ich für richtig. Vorsichtige Hinweise jedenfalls können seine Erläuterungen sein.
Update 21.3.2016
Einen Sachverhalt sollte ich noch ergänzen. Graebers Überlegungen sind nicht dystopisch, sie machen Hoffnung. Denn er führt aus, daß eine „revolutionäre“ Situation und damit die Chance auf eine positive Veränderung jederzeit stattfinden kann. (In anderen Zusammanhängen und in einem anderen Bild wird das auch „Weißer Schwan“ genannt). Der zwangsläufige Weg in den „Untergang“ ist nach Graeber ein Mythos.
Ein besonderes Wochenende
Ein schönes Wochenende war es am Rhein, ein schönes aber auch anstrengendes. Mit Freunden und Bekannten gegessen, getrunken und über das Internet der Dinge nachgedacht. Mit einigem Erfolg. Im Moment wieder zuhause angekommen, im Kopf wirbeln die Gedanken immer noch durcheinander, sie müssen sich setzten, sich verbinden und somit zu einem Bild formen. Das hält vom Schreiben ab. Fasse mich also ultrakurz.

Beim Zahnarzt
Die Zahnarztpraxis des Vertrauens liegt weit tief im Berliner Westen. Der Weg dahin ist zermürbend, insbesondere wenn man wie ich, nicht mit einem Übermaß an Tapferkeit und Heldenmut beim Zahnarzt ausgestattet ist. Also wechsele ich zu einer Praxis die fußläufig und damit gut von zuhause aus zu erreichen ist. Sowohl die Anmeldung als auch das Wartezimmer muten unauffällig, wie tausende andere an, allein es überrascht, daß die Nutzung von Smartphones nicht unerwünscht ist. Das Behandlungszimmer birgt eine weitere Überraschung – ein einladender Behandlungsstuhl, nein eine Behandlungsliege. Beruhigende Musik ertönt dezent im Hintergrund. Die Durchsicht des Gebiß ist schnell erledigt, der Zahnarzt sagt an, die Zahnarzthelferin notiert, die Ergebnisse sind auf einem Wanddisplay ablesbar. Danach geht es zum Röntgen des Gebiß in den Röntgenraum, bei Rückkehr in das Behandlungszimmer ist die Aufnahme bereits auf einem Display über der Behandlungsliege verfügbar. Beim Abschluß der Untersuchung wird ein Nachfolgetermin vereinbart, der Terminkalender ist ebenfalls auf dem Wanddisplay einsehbar. In der Zahnarztpraxis im tiefen Berliner Westen bin ich bis dahin Papier und Kugelschreiber sowie Röntgenaufnahmen auf Film gewöhnt. Die Digitalisierung schreitet auch in der Zahnarztpraxis voran. Inwieweit ist das nun „gut“ oder „schlecht“? Wird durch Digitalisierung eingesparte Zeit nun mit Zuwendung zum Patienten gefüllt oder werden mehr Patienten (pro Zeiteinheit) behandelt? Kapitalrendite. Die Frage scheint mir offen. (Eine Medaille für Mut und Tapferkeit beim Zahnarzt erhalte ich am Ende der Session leider nicht. )