Über das Tragen der Maske

Cineastisch gesehen ähnelt die ffp2-Maske dem Mundschutz eines antiken Helden aus der Ilias. In zeitlich entgegengesetzter Richtung finden wir sie in derselben Funktion bei den Helferïnnen von Sith-Lords oder Sith-Ladies.

Auf der Straße besehen wirkt die Maske wie ein über Kinn und Nase gestülpter Kaffeefilter. Sie läßt schiefe Zähne, verfilzten Bart, Sabber im Mundwinkel und fauligen Atem verschwinden. Sarkasmus, Häme, Gekränktheit, Wut und Freude werden unsichtbar. Ein Kopf mit Fliegenlabium?

Wie auch immer die Maske das Aussehen verändert, wie auch immer die Anderen nur ungenau gelesen werden können, dort wo Menschen sich zur Zeit begegnen ist das Nichttragen der Maske merkwürdig.

Heute nur Babyschritte

Die Reaktion erfolgt auf dem Fuße. Vier Wochen Trainingsabstinenz an den Kraftmaschinen hinterlässt beim erneuten Training seine Spuren. Und zwar deutliche Spuren und mit einem einfachen Wort ausgedrückt – Muskelkater. Heute schmerzen Stellen am gesamten Körper, die ich lange nicht gespürt habe und andere von denen ich nicht wußte, daß sie auch schmerzen können. Morgen wird der schmerzliche Höhepunkt der Folgen dieser Pause sein. Nicht, dass ich mich darauf freue. Heute und morgen wird mein Schritt nicht ausholend, federnd und dynamisch sein, sondern ich bin und werde nur zu einem Gang in der Lage sein – Babyschritte…

Beim Zahnarzt

Die Zahnarztpraxis des Vertrauens liegt weit tief im Berliner Westen. Der Weg dahin ist zermürbend, insbesondere wenn man wie ich, nicht mit einem Übermaß an Tapferkeit und Heldenmut beim Zahnarzt ausgestattet ist. Also wechsele ich zu einer Praxis die fußläufig und damit gut von zuhause aus zu erreichen ist. Sowohl die Anmeldung als auch das Wartezimmer muten unauffällig, wie tausende andere an, allein es überrascht, daß die Nutzung von Smartphones nicht unerwünscht ist. Das Behandlungszimmer birgt eine weitere Überraschung – ein einladender Behandlungsstuhl, nein eine Behandlungsliege. Beruhigende Musik ertönt dezent im Hintergrund. Die Durchsicht des Gebiß ist schnell erledigt, der Zahnarzt sagt an, die Zahnarzthelferin notiert, die Ergebnisse sind auf einem Wanddisplay ablesbar. Danach geht es zum Röntgen des Gebiß in den Röntgenraum, bei Rückkehr in das Behandlungszimmer ist die Aufnahme bereits auf einem Display über der Behandlungsliege verfügbar. Beim Abschluß der Untersuchung wird ein Nachfolgetermin vereinbart, der Terminkalender ist ebenfalls auf dem Wanddisplay einsehbar. In der Zahnarztpraxis im tiefen Berliner Westen bin ich bis dahin Papier und Kugelschreiber sowie Röntgenaufnahmen auf Film gewöhnt. Die Digitalisierung schreitet auch in der Zahnarztpraxis voran. Inwieweit ist das nun „gut“ oder „schlecht“? Wird durch Digitalisierung eingesparte Zeit nun mit Zuwendung zum Patienten gefüllt oder werden mehr Patienten (pro Zeiteinheit) behandelt? Kapitalrendite. Die Frage scheint mir offen. (Eine Medaille für Mut und Tapferkeit beim Zahnarzt erhalte ich am Ende der Session leider nicht. )