Sie ist ein Ärgerniss, die Mikrowelle: sie funktioniert. Über zwanzig Jahre alt – die Farbe hat sich verändert, die Technik mit Drehknopf und einem Zeitdisplay ist alt – funktioniert sie noch wie am ersten Tag. Schön wäre doch eine Mikrowelle, inklusive Grill vielleicht, mit allem technischen Firlefanz wie Tastaturen, Programme, viel Blinkendem und Internet. Aber nein, die alte Mikrowelle macht brav seinen Dienst. Damit sagt sie etwas und sie wird verstanden.
Schlagwort: Großsiedlung
Über einen Sonntagspaziergang
Mai – endlich! 7:45 Uhr ist ein guter Zeitpunkt für einen Sonntagspaziergang. Die Luft ist mild, eine Jacke braucht es trotzdem. Der Nachbarschaftspark schlummert noch still im Schatten der Wolken vor sich hin. Der Besselpark ruht ebenfalls noch für sich. Wind frischt auf in der Charlottenstraße, sie ist wie ein Kaminzug in Richtung Mitte. Der Gendarmenmarkt ist menschenleer, der Covidtestpoint im Erdinger öffnete um sieben Uhr. Vor der Neuen Wache liegen drei eRoller verloren auf dem Trottoir. Im Lustgarten sind die Wasserspiele abgestellt, seit Tagen übrigens schon, warum eigentlich? Ist es Verlorenheit oder zufriedenen Ruhe, die man fühlt wenn man sich ganz alleine auf dem Platz befindet? Schnell ein paar Selfies auf der Museumsinsel machen. Der Fitnessparcour an der Märchenhütte ist wieder gut besucht, heute morgen ist es aber eher leise hier, was fehlt ist die Musik. Auf dem Hegelplatz die Hegelstatue fotografieren und den Prisma Tagesfilter drüberlegen – Stars. Sternenhaft ist er nicht und die wohlige Stimmung gibt er auch nicht wieder, egal. Kurze Sitzung auf der Bank um danach in Richtung Süden auf den Rückweg zu schwenken. Am Checkpoint Charlie erneutein Selfie, einmal sich wie ein Tourist im eigenen Kiez fühlen. Auch am Checkpoint ist nichts los. Um diese Zeit sind nur Hundebesitzer und verlorene Spaziergänger unterwegs. 16 Grad, mit Jacke ist es zu warm. Das erste mal in diesem Jahr ohne Jacke auf der Straße unterwegs. Um 10:05 wieder daheim. Endlich ist der Mai wie erwartet.
Über das manuelle Uhrenumstellen
Kurioserweise gibt es in diesem Haushalt immer noch zwei Uhren ohne Funkmodul. Ein Siemenshandapparat fürs Festnetz, dessen Basisstation am Router angeschlossen ist, wird nicht über irgendeine Systemzeit umgestellt, sondern muß manuell eingestellt werden. Die Uhr der noch betagteren Mikrowelle (die Mikrowelle denkt gar nicht daran kaputt zugehen, sodaß sie durch eine moderne ersetzt werden kann) bedarf ebenfalls der Umstellung per Hand.
Die neue Funkuhr im Schlafzimmer verweigert sich wie ihre Vorgängerin beharrlich der Umstellung. Dies liegt an der Exposition des Schlafzimmers, das durch die Signalquelle in Frankfurt am Main nicht zufriedenstellend erreicht wird. Die manuelle Einstellung der Zeit ist nicht benutzerfreundlich, zudem hat sich die Gebrauchsanweisung irgendwo versteckt. Die Uhr wird also mit zwei Batterien transportfähig gemacht und in das Wohnzimmer verbracht, das eine günstige Exposition zur Signalquelle hat. Einige Minuten später ist die Uhr auf die Sommerzeit umgestellt und wird an ihren gewohnten Ort zurückgebracht, das Netzkabel angeschlossen und die Batterien entfernt. Fertig.
Über den Balkonsitz
Es ist eine feine Sache mit einem kalten Bier auf dem Balkon zu sitzen und der Stadt zuzuschauen.
Über das Nichttreffen
Wenn liebgewonnene Rituale nicht mehr durchgeführt werden, wenn das Treffen mit Freundïnnen nicht mehr stattfinden kann, dann scheint das Leben schwierig zu werden, es scheint leer zu sein. Was aber, wenn das nicht wirklich viel ausmacht. Wäre das unsozial oder das Frozen Man Syndrom…?
Über das eco in der Waschmaschine
eco in der Waschmaschine ist alt. eco sitzt im Namen des Geräts, in den Namen der Waschprogramme oder als Taste. eco verkauft sich gut. Die neue Waschmaschine ist sehr eco: eco im Namen, eco in den Namen der Waschprogramme, eco als Taste. Und richtig eco wird sie durch Verzicht auf die Vorwäsche als Programm und Taste und durch Verzicht auf die Wlan-Schnittstelle.
Über die Rosinenschnecke
Die leckersten Rosinenschnecken der Stadt werden in der Lebensmittelabteilung des Vertrauens in der Stadt angeboten. Sie sind rechtsgewunden. Die beste Art sie zu verspeisen ist, sich entlang der Sutur mit Bissen in den Windungsumgang, der Apex zu nähern. Mit jedem Bissen wird der Mund mit köstlichen Rosinen gefüllt, ein Genuß. Beim Finale wird mit Wonne die Apex fein zerkaut. Nur so geht das Essen von Rosinenschnecken…
Über die Wespenzeit
Im Frühjahr ist da dieses gemütliche Gebrummel – die ersten Hummeln sind unterwegs. Später dann das hellere und geschäftigere Gebrummel der Bienen. Jetzt zu Beginn des Augusts ist das helle Sirren der Wespen zu hören. Auch sie sollen nützlich sein. Nützlichkeit im Sinne von Fressen und Gefressenwerden. Blieben sie auf den Feldern, Wiesen und in den Wäldern – warum nicht. Sie gehen in der bebauten Welt an den Tellern, Schüsseln und Gläser der Menschen auf Jagd. Sie kommern nahe und haben Stacheln. Das macht sie nicht sympathisch und Stoizismus ist keine sehr verbreitete Tugend. Jedes Jahr dasselbe Theater…
Über die Hitze
38 Grad Celsius sind für Berliner Verhältnisse heiß. Die Hitze hat die Stadt im Griff, kaum Menschen im Nachbarschaftspark, wenige auf den Straßen unterwegs. Der Sonntagspaziergang entfällt, selbst ein Museumsbesuch verspricht dabei keine wirkliche Linderung. Ein bewegungsloser Sonntag – dank der Hitze.
