Zwei Stunden lang dauert der Prolog, mit dem schönen Titel „Großes Wurst & Bier Tasting“, zur diesjährigen „Wurst und Bier“. In sechs Flights werden wurstige Köstlichkeiten und dazu harmonierende Biere verkostet. Schon die Geruchsproben an den Würsten sind eine Offenbarung. Leider findet eine schriftliche Protokollierung nur unzureichend statt, hier ein listenartiger Überblick:
Geräucherter Hausmacher Leberwurst, Käsekrainer dazu Gose
Heißgeräucherter Bauchspeck dazu Saison mit Lemongras
Rehsalami, reine Rindfleischsalami dazu Mango Sour Ale
Argentinisch inspirierte Blutwurst dazu IPA
Salami mit Fichtennadeln und Blauschimmel, Steinbocksalami dazu New England IPA mit Apfelsaft und Fichtennadeln
Chorizo dazu Stout
Die Biere kommen von Heidenpeters und Ödipus, die Wurst von Kumpel und Keule. Bilder von der Verkostung gibt es auf „horax sammelt hier“.
Der letzte Besuch auf der „Wurst und Bier“ war 2015.
Hanno Rauterberg schreibt im Feuilleton der „Die Zeit“ vom 1.2.2018 folgende Sätze:
Und dieses Verlangen, alles Unkontrollierbare abzuspalten, erinnert doch stark an das leitende Lust- und Lebensprinzip der Gegenwart: an Cola ohne Zucker und Koffein, Bier ohne Alkohol, den Rausch ohne Rausch. An Schnitzel vom garantierte glücklich getöteten Schwein. An all die schizoiden Versuche des Gegenwartsmenschen, seine Gelüste auszuleben, das aber mit besten Gewissen.
Wir wollen dieses Handeln als Spießigkeit und die Handelnden als Spießer bezeichnen. Allerdings unterscheidet sich dieser Spießer vom Spießer und der Spießigkeit der jungen Bundesrepublik bis Anfang der achziger Jahre. Jener war kleinbürgerlich und religiös angehaucht. Der heutige gibt sich jakobinerhaft in seiner Spießigkeit. Beide Arten der Spießigkeit haben wir mit höchstem Erstaunen betrachtet. Und wir wenden uns derweil leise lächelnd unserem Bier und unserer Wurst zu.
Meine Follower auf Instagram sehen mein 2017 etwas weniger selektiv als das 2016… Oder hab ich andere Inhalte gepostet? Wie dem auch sei … knorke war es auch diesmal.
Am anderen Ende der Welt zum Entschleunigen zu sein ist herrlich. Bedeutet aber auch sich hier kurz zu fassen. Dementsprechend zeigt das Bild in diesem Blogbeitrag mein, zur Zeit, höchstes Aktivitätsniveau.
Das Kaufhaus des Vertrauens in der Stadt begeht dieses Jahr das 110-jährige Bestehen. Herzlichen Glückwunsch! Dazu werden an drei Sonntagen jeweils ein Geburtstagsbrunch in der Lebensmittelabteilung veranstaltet. Zum ersten Termin wurden rund 600 Tickets ausgegeben, zum heutigen 1200 und zum zukünftigen bis jetzt bereits 1600 Tickets. Zur Öffnungszeit um 11 Uhr war die Warteschlange rund ums Haus bis in die Passauer Straße lang. Der Einlaß ging trotzdem schnell vonstatten, um 11:08 Uhr erreichte ich die 6. Etage. Mit vielen Bekannten verbrachte ich eine schöne Zeit, wir hatten Spaß, aßen gut und tranken die Budweiserfässer der Tschechischen Bierbar aus. Alles easy, tutti und knorke. Meine verzehrten Schnittchen habe ich im Tumblelog hier und hier abgelegt.
Felix ist mit Bieren seiner Brauerei Orcabrau in da House und übernimmt vier Hähne für das Wochenende bei Heidenpeters. Schon nachmittags ist die Bar sehr gut besucht, die Wiedersehensfreude auf allen Seiten groß. Und endlich, endlich können wir seine Köstlichkeiten direkt vom Hahn verkosten, Nürnberg ist eben doch ein wenig weiter weg. Felix bietet folgende Biere an:
1. „Brokantie“ Sour Saison 5,2% – mit Sauermalz gesäuert, klassisch mit Herkules, Perle und Saphir gehopft
2. „Brokantie“ sour saison rosmarin/orange 5,5% – mit Sauermalz gesäuert und vor Kochende mit Orangenschalen, Orangensaft und Rosmarin verfeinert
3. „Kirschenwäldchen“ gose style 5,1% – mit Salz, Koriander und mit Sauermalz natürlich gesäuert, gelagert auf Kirschbaumchips
4. „anders!“ Double Pale Ale dry hopped w/ Citra & Mosaic 6,8% – viel Hopfen, wenig Malzsüße, leicht zu trinken
Da Würsteltag ist rät Felix zur Bratwurst das „Brotkanie“ mit Rosmarin und Orange, das sich als ausgezeichnet Wahl herausstellt. Rosmarin und Orange sowie die erfrischende Säure kitzeln aus der Bratwurst die gesamte Köstlichkeit heraus und ergeben so einen hervorragenden Start.
„Bronkantie“ Sours Saison Rosmarin/ Orange, frische Bratwurst von Kumpel & Keule, Rind und Schwein mit Lauch und Hellem von Brlo.
Meine Favoriten sind das „Brokantie“ Sour Saison 5,2% und das „anders“. Das „Brokantie“ mit seiner erfrischenden aber nicht übermäßigen Säure ist ein tolles Bier für die heißen Tage. Das „anders“ überrascht mit einem weißbierhefigen Abgang. Gut zu trinken auch und gerade bei Durst. Nur mit 6,8% ist Vorsicht geboten. Die Biere von Orcabrau lassen den besonderen Stil von Felix Brauweise erkennen. Der ist nämlich eine vorsichte, fast defensive Karbonisierung. (Das galt schon für sein, vor zwei oder drei Jahren privat gebrautes und bereits legendäres auf Bacon gelagertes Ale). Dementsprechend ist der Kohlensäuregehalt gering, ich finde das spannend, kann man die Biere doch anders – intensiver – „schmecken“ und mit ihnen im Mund spielen als bei hohem Kohlensäuregehalt. Orcabraus erstes Tab Takeover in Berlin ist begeisternd.
Gut – dies ist ein Füll-Post aber ich bin sehr begestert davon, daß katti heute mit einem Tweet die Erinnerung an die Pokens auf der re:publica 2009 wachgerufen hat. Hier mein Überbleibsel:
Ich stehe vor der gläsernen Metzgerei und schaue den Kollegen beim Wursten zu. Und ich habe Glück, sie kreieren eine neue Bratwurst. Eine Bratwurst, halb mit Rind- und Schweinefleisch, dazu Frühlingszwiebeln und die Fleischmasse wird Brlo Porter aromatisiert. Diese Wurst ist ein Versprechen aber sie bereitet auch Kopfzerbrechen – welches Bier begleitet hervorragend wenn kein Porter zur Hand ist?
„On Tap“ sind sechs Biere, von denen ich zwei sofort exkludiere. Die Thirsty Lady und das Gastbier, ein Sauerbier, werden dem eigensinnigen Aroma der Wurst nicht gerecht werden. Das heutige Mosaic Session IPA ist sehr floral, der Grund des Fasses ist erreicht, das „Dicke“ wird ausgeschenkt. Es zeigt sich zaghaft und wird den Geschmack nicht unterstützen wollen. Das IPA, mein Freund Mäx nennt es das Holunderblütenbier, ist blumig aber mit schönen Blumen ist der Rauheit der Wurst nicht beizukommen. Das New England IPA hat stramme 7% ist aber fragil zur Dominanz der Wurst. Allein das American IPA mit einer ungestümen Hartnäckigkeit ist einereits in der Lage dem Aroma der Wurst Paroli bieten zu können und andererseits unkonventionell genug eben dieses Aroma zurückhaltend aber vortrefflich zu unterstützen.
Bratwurst aromatisiert mit Porter dazu ein American IPA
Brewdog Berlin Mitte hat ein interessantes Takeover. Neuseeländische Brauereien präsentieren ihre Biere. Ich stehe hilflos vor der Tafel, denn ich kenne weder die Brauerein noch läßt sich aus der überwiegenden Mehrheit der angebotenen Genüsse nicht unbedingt Sorte und Brauart erschließen. Ich frage die Barfrau um Rat, genauer gesagt ich frage welche sie am liebsten trinkt und bitte sie mir einen „Flotten Vierer“ nach ihren Vorlieben zusammenzustellen. Das Ergebnis ist köstlich.
Flotter Vierer „New Zealand takeover“
Ich trinke nach Rücksprache mit der Barfrau in folgender Reihenfolge:
1. Hippy Berliner von 8 Wired mit 4%, sehr erfrischendes Sauerbier
2. Saison Sauvin von 8 Wired mit 7%, ein schönes Saison, bananig hopfig
3. Gunnamatta von Yeastie Boys mit 6,5%, ein IPA mit Earl Grey (aromatisiert, wunderbar zitronig, mild, einfach rund
4. Big Smoke von 8 Wired mit 6,2%, ein Porter, allerdings ein wenig zuviel Rauch
Beim nächste Takeover werde ich wieder dabei sein.