Kein sonnabendliches Frühstück an der Tschechischen Bierbar? So what… Kein freitagliches Biertrinken mit den Kumpels? Schade, aber nun denn… Sonnabendliches Frühstücken und freitagliches Trinken guter Biere schmecken zuhause.
Nicht mehr mit den Öffentlichen fahren? Laufen ist gesünder. Kein Gasthörerdasein im Sommersemester? Der Bücherschrank ist reichlich bestückt und Onlinevorlesungen gibt es genug.
Kein Besuch bei der betagten Mutter? Das ist ambivalent, den Kümmerimpuls zu unterdrücken und das schlechtes Gewissen abzuschließen verlangt Vernunft und Kraft; ist anstrengend.
Erstaunen und Unverständnis wenn Menschen, deren Mantra Liberalität und Vernunft schien, sich vehement für den Ausnahmezustand erklären. Hier ist das Nichtmitmachen erste Bürgerpflicht.
Schlagwort: Markthalle Neun
2019
Über die tödliche Männergrippe
Die tödliche Männergrippe hat uns fest in ihrer Gewalt. Die Wurst & Bier heute vorzeitig verlassen. Nicht mal das Bier schmeckt. Sehr schade….
2018
Über Fusion Coffee Stout
Im Braukeller erscheint dem Braumeister ein kleines Faß Stout unbekannter Herkunft. Er öffnet es und mischt eigenes Stout und Kaffee darunter. Der Begriff Verschnitt mag für den Prozeß zu gewöhnlich klingen, der des Cuvées zu hochtrabend, gut craftbierartig ist Fusion die geeignete Wahl. Bilder aus der Kindheit der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhundert werden wach: Ältere Damen mit Hüten sitzen im Café und nippen an ihren wohlgeformten Tassen mit heißem Rüdesheimer Kaffee und unterhalten sich leise glucksend bei Käsekuchen. Ein neuer Begriff ist benannt – Käsekuchenstout. Ein Getränk für Göttinnen.
Über die Wurst und Bier 2018 – Der Tag
Nach dem Prolog steht nun der große Tag an. Bei strahlendem Sonnenschein ist es zunächst nicht sehr voll in der Markthalle Neun, das ändert sich zum Nachmittag hin rapide. Drei Sessions mit jeweils vier Flights stehen auf dem Programm:
- American Dream – klassische Combos der US-Craft Beer Szene
- Beyond Borders – Biere jenseits des Reinheitsgebotes in Kombination mit außergewöhnlichen Fleischwaren
- „Heute stehen wir nicht mehr auf“ – nachtschwarze Biere und wohlige Pates für eine winterschlafähnliche Bettschwere
Eine vollständige schriftliche oder bildliche Protokollierung der Sessions ist leider unmöglich.
Beeindruckend ist tatsächlich das Angebot an dunklen Bieren – Stout oder Porter. Großartig ist der Geschmack von „Cookie Monster“, einem Stout aus einer polnischen Brauerei.
Photos von den Sessions gibt es auf „horax sammelt hier“ und zwar hier und hier sowie vom Drumherum hier und hier.
Über die Wurst und Bier 2018 – Der Prolog
Zwei Stunden lang dauert der Prolog, mit dem schönen Titel „Großes Wurst & Bier Tasting“, zur diesjährigen „Wurst und Bier“. In sechs Flights werden wurstige Köstlichkeiten und dazu harmonierende Biere verkostet. Schon die Geruchsproben an den Würsten sind eine Offenbarung. Leider findet eine schriftliche Protokollierung nur unzureichend statt, hier ein listenartiger Überblick:
- Geräucherter Hausmacher Leberwurst, Käsekrainer dazu Gose
- Heißgeräucherter Bauchspeck dazu Saison mit Lemongras
- Rehsalami, reine Rindfleischsalami dazu Mango Sour Ale
- Argentinisch inspirierte Blutwurst dazu IPA
- Salami mit Fichtennadeln und Blauschimmel, Steinbocksalami dazu New England IPA mit Apfelsaft und Fichtennadeln
- Chorizo dazu Stout
Die Biere kommen von Heidenpeters und Ödipus, die Wurst von Kumpel und Keule. Bilder von der Verkostung gibt es auf „horax sammelt hier“.
Der letzte Besuch auf der „Wurst und Bier“ war 2015.
2017
Orcabrau und der Tap Takeover
Felix ist mit Bieren seiner Brauerei Orcabrau in da House und übernimmt vier Hähne für das Wochenende bei Heidenpeters. Schon nachmittags ist die Bar sehr gut besucht, die Wiedersehensfreude auf allen Seiten groß. Und endlich, endlich können wir seine Köstlichkeiten direkt vom Hahn verkosten, Nürnberg ist eben doch ein wenig weiter weg. Felix bietet folgende Biere an:
1. „Brokantie“ Sour Saison 5,2% – mit Sauermalz gesäuert, klassisch mit Herkules, Perle und Saphir gehopft
2. „Brokantie“ sour saison rosmarin/orange 5,5% – mit Sauermalz gesäuert und vor Kochende mit Orangenschalen, Orangensaft und Rosmarin verfeinert
3. „Kirschenwäldchen“ gose style 5,1% – mit Salz, Koriander und mit Sauermalz natürlich gesäuert, gelagert auf Kirschbaumchips
4. „anders!“ Double Pale Ale dry hopped w/ Citra & Mosaic 6,8% – viel Hopfen, wenig Malzsüße, leicht zu trinken
Da Würsteltag ist rät Felix zur Bratwurst das „Brotkanie“ mit Rosmarin und Orange, das sich als ausgezeichnet Wahl herausstellt. Rosmarin und Orange sowie die erfrischende Säure kitzeln aus der Bratwurst die gesamte Köstlichkeit heraus und ergeben so einen hervorragenden Start.

Meine Favoriten sind das „Brokantie“ Sour Saison 5,2% und das „anders“. Das „Brokantie“ mit seiner erfrischenden aber nicht übermäßigen Säure ist ein tolles Bier für die heißen Tage. Das „anders“ überrascht mit einem weißbierhefigen Abgang. Gut zu trinken auch und gerade bei Durst. Nur mit 6,8% ist Vorsicht geboten. Die Biere von Orcabrau lassen den besonderen Stil von Felix Brauweise erkennen. Der ist nämlich eine vorsichte, fast defensive Karbonisierung. (Das galt schon für sein, vor zwei oder drei Jahren privat gebrautes und bereits legendäres auf Bacon gelagertes Ale). Dementsprechend ist der Kohlensäuregehalt gering, ich finde das spannend, kann man die Biere doch anders – intensiver – „schmecken“ und mit ihnen im Mund spielen als bei hohem Kohlensäuregehalt. Orcabraus erstes Tab Takeover in Berlin ist begeisternd.
Die Herbstschöne
Für den Sommer braut der Johannes Heidenpeter gelegentlich ein Framboise. Sein beliebtetstes Bier, das American Pale Ale wird eine angessene Zeit lang auf gefrorenen Himbeeren gelagert und entwickelt sich so zu einem Framboise – mein absolutes Oberlieblingslieblingsbier. Im Sommer ist es herrlich zu trinken, in Sommernächten noch viel, viel herrlicher. Ein Sommerbier also, nicht für die ungemütliche oder kalte Jahreszeit gedacht. Allerdings haben er und sein Team sich doch an eine weitere Framboise gewagt, die sogenannte „Herbst Framboise“. Was für ein Ale auf den Himbeeren gelagert wird ist mir unbekannt. Im fehlt auf jeden Fall die Fruchtigkeit und der Duft der amerikanischen Hopfen, kein Aprikosen- oder Holunderblütenaroma, es fehlt die Leichtigleit. Das Ale der „Herbst Framboise“ ist schwer, der Alkoholgehalt höher. Die Schwere zusammen harmoniert ungewöhnlich mit einer gewissen Säure, es ist biergewordene Bricolage. Deshalb trinkt sich diese schwere, säuerliche Framboise wunderbar zu Pfannkuchen. Die Säure der Farmboise kontrastiert die Süße des Pfannkuchens (natürlich mit Eierlikör) zu einem ganz ungewöhnlichen Geschmackserlebnis. Passend in der eher ungemütlichen Jahreszeit ist es zum Karnevalsbeginn am 11.11. eine überraschende Herbstschöne.
