Die tödliche Männergrippe hat uns fest in ihrer Gewalt. Die Wurst & Bier heute vorzeitig verlassen. Nicht mal das Bier schmeckt. Sehr schade….
Schlagwort: erschwingliche Lebensmittel
Über Cherry Mango
Zur Fondue werden üblicherweise mehrere Saucen gereicht, selbstgemachte und gekaufte. Eine davon kann nicht im Lebensmittelladen um die Ecke erstanden werden. Die Suche wird ausgeweitet, von Kreuzberg auf Mitte. Dort ist sie vorrätig. Allerdings stellt sich zuhause heraus, daß die falsche Feinschmeckersauce eingeholt wurde, statt Cherry Mango die Curry Mango. Was tun? Recherche im Internet ergibt, daß die Cherry Mango nicht existiert – und Curry Mango ist die richtige wie bestätigt wird. Hat da etwa Sigmund Freund einen Streich gespielt? War Cherry Mango soetwas wie eine Unkonzentriertheit oder ein Tagtraum gewesen? Eine Lieblingsband des verwirrten Einholers in seiner Jugendzeit nannte sich Mungo Jerry….
2018
Über eine einfache Frage
Die einfache Frage „Haben Sie Linda?“ wird beantwortet mit dem Satz „Nein aber wir können sie bestellen.“ Die umgebaute Obst-und Gemüseabteilung im Kaufhaus des Vertrauens in der Stadt ist die Konkretion davon was dort beim Umbau schiefläuft. Selbst Carnivoren fühlten sich in der alten Abteilung wohl. Wunderbar präsentiert, ein Schaufenster mit üppiger Lebensart und Lebensfreude war sie mit ihren geerntete Früchten. Jetzt eingedampft auf eine schmale Fläche ist die die Gemüsepräsentation in einem Discounter noch erstaunlich. Das Anbieten von Smoothies zeigt den Trend, zeigt wie die Macher sich das vorstellen, eine Gegenwart soll die Zukunft sein. Damit kommt man nicht über das Aktuelle hinaus, etwas Zukunftsfestes ist das nicht. Deutlich und fast obszön schlägt das Profitmotiv hervor – eine Fremdfirma betreibt jetzt die Abteilung. Das Kaufhaus wandelt sich vom Anbieter von Gütern zum reinen Vermieter von Fläche zuungunsten von Qualität und Kundenservice. Keine lebendige Erfahrung, kein Bestaunen und Genießen von etwas Besonderem, nein kaltes Entsetzen macht sich in der hochsterilen Atmosphäre der kalten Geschäftstätigkeit breit.
Was wird unter solchen Bedingungen nur aus der Tschechischen Bierbar werden?
Über Würzfleisch
Würzfleisch und Ragout Fin sind Geschwister. Das Ragout Fin ist das ältere, es stammt aus feudalen Zeiten, es hat König und Kaiser gesehen. Das Würzfleisch ist ein Kind des 20 Jahrhunderts, genauer des untergegangenen real existierenden Sozialismus dogmatischer Provenienz sowie der nachfolgenden Demokratie. Beide haben sich aufgeschwungen, heraus aus der Küche der Resteverwertung und erreichen als Vorspeise die Gipfel der gehobenen Küche. Der Anblick des Würzfleisches ist mit dem des Ragout Fin fast identisch, so wie Geschwister eben sind. Es wird heiß in einer Porzellanform serviert, dazu werden eine Vorspeisengabel und ein Löffel gegeben, ebenso der Schnitz einer Zitrone in einer Presse. Die Worcestershiresauce ist eine andere, nämliche eine, die zu seiner Geschichte gehört, die Dresdener Worchestersauce. Würzfleisch und Dresdner Worcestersauce sollten tunlichst nicht getrennt werden. Beide Gerichte begegnen sich nicht auf einer Speisekarte aber am gleichen Ort.
Über Ragout Fin
Das Ragout Fin wird in einer kleinen Porzellanform serviert. Dazu werden sowohl eine Vorspeisengabel als auch ein Löffel gereicht. Die Porzellanform sowie das Ragout Fin sind sehr heiß. Der Inhalt wölbt sich konvex aus dem Behältnis heraus. Wie also kann nun der Saft aus dem Schnitz der Zitrone mittels Presse in die Speise eingearbeitet werden, das gilt ebenfalls für die Worcestershiresauce, ohne großes Kleckern? Mit der Vorspeisengabel werden vorsichtig Riefen in die konvexe Oberfläche gezogen und die Würzen hinein geträufelt. Seitlich am Gefäßrand wird der Inhalt ebenfalls sehr vorsichtig mit der Vorspeisengabel angehoben und die Würzen geträufelt. Mit äußerster Behutsamkeit, das erfordert beherrschte Feinmotorik, wird mit der Vorspeisengabel der Inhalt umsortiert. Dann ist das Ragout Fin zum Verzehr bereit. Das Ragout Fin wird im Französischen Salpicon genannt.
Über Reservierung
Über Live Canning
Aktuell läuft die Berlin Beerweek. Zwei Events dem Live Canning gewidmet, dem Abfüllen von Craftbier vor Publikum. Das regt zum Nachdenken an.
Aus der Fadheit industriell produzierter Biere hat sich die Craftbierszene entwickelt. Diese Szene wächst. Das Brauen besonderer Biere deren Geschmack im Gegensatz zur Fadheit der industriellen Biere steht scheint ein Schritt zur Ästhetisierung der Brauwirtschaft zu sein. Die Hervorhebung sinnlicher Wahrnehmung, die Betonung von besonderem Genuß und Geschmack deuten darauf hin. Dass es die Beerweek überhaupt gibt zeigt u.a. die Eventisierung rund um das Craftbier. Auch das Live Canning ist als Event Teil davon aber noch mehr. Während des Events setzt es den Druck künstlerischer Etiketten auf die Dosen die Ästhetisierung fort. Die Anzahl der Dosen sind limitiert. Die Dosen werden zum Kunstwerk und zum Sammlerobjekt. Das Publikum beim Live Canning wird so zur Anhängerschaft. Und diese wird wiederkommen… Ästhetisierung und Eventisierung katechisieren auch die Gläubigen, die Craftbiertrinkenden.
Über Beer Fusion
Will die deutsche Sprache eine Sache oder Angelegenheit mit erhöhter Dignität auszeichnen, so nimmt sie gelegentlich Zuflucht zu Begrifflichkeiten anderer Sprachen; auch im Bereich des Alkoholischen.
Die Welt der harten Drinks hat keine besondere gesellschaftliche Dignität – möglicherweise haftet ihr noch der Geruch des Proletarischen an – so werden die Vermischung zweier oder mehrer Sorten „Verschnitt“ genannt. Rumverschnitt ist ein geläufiger Begriff.
In der Welt der Weine und des Prickelnden, gesellschaftliche Dignität ist allgegenwärtig und die Weintrinkenden nennen sich selber stolz Connaisseusen, ist die Vermengung verschiedener Rebsorte der „Cuvée“.
Die Craft Beer Szene, jene seltsame Verschlingung von Hippies und Hipstern mit eigenlebenführenden Geschmackspapillen – einen Begriff zu Connaisseuse gibt es dort noch nicht – nennt den Verschnitt „Beer Fusion“. Das ist aber noch nicht alles. Während in den vorgenannten Alkoholbereichen die Produzenten den Verschnitt auch machen, sind es in der Craft Beer Szene die Konsumenten, die die Mischung herstellen. Und diese Konsumenten, die sich von den Craft Beer Brauern nichts sehnlicher wünschen als ebenso kreativ angesehen zu werden wie jene von Jenen zahlen noch für das Herstellen… Eine verrückte Sache aber plausibel. Allmächtiger…