Über einen Sonntag 6

Wo ist die Pflicht geblieben? Wo hat sich der Zwang versteckt? Wo verkrümelt sich das verdinglichte Bewußtsein? Morgentliches Schwimmen im Pool, der Strandspaziergang am Vormittag, der Mittagschlaf scheinen frei davon zu sein. Das Lesen der Sonntagszeitungen gibt eine Menge preis. Das 7-Gänge-Menü am Abend ist sich noch nicht sicher darüber. Das Gute-Nacht-Stout weiß nichts von solchen Dingen. Twitter, das Gesichtsbuch, Swarm und Instagram sind prall gefüllt. Das Blog versucht sich fern zu halten.

Über einen Sonntag 3

Kaffeekapsel einhängen. Dinge zusammensuchen. Koffer packen. Instantkaffee aufgießen. Zimmer bezahlen. Hotel verlassen. Sportplatz überqueren. Kurzpflegedienst antreten. Rollstuhl schieben. Würzfleisch bestellen. Schnitzelteller dinieren. Mittagessen photographieren. Aquavit stürzen. Trinkgeld geben. Vater beschäftigen. Fußballbundesliga schauen. Rosinenschnecke knabbern. Tschüß sagen. Taxi nehmen. Bye Städtchen. Zug fahren. Buch beenden. Hallo Berlin! S-Bahn einsteigen. U-Bahn benutzen. Kreuzberg erreichen. Nachbarschaft durchlaufen. Briefkasten leeren. Wohnungstür aufschließen. Holde küssen. Freude empfinden. Post lesen. Erleichterung zeigen. Eltern anrufen. Sonntagzeitung überfliegen. Krimi gucken. Dosenbier trinken. Gute Nacht.

Über einen Sonntag 2

Kaffeemaschine bestücken. Sonntagzeitung durchblättern. Klamotten sortieren. Frau küssen. Nachbarschaftspark durchqueren. Bier zischen. U6 benutzen. S-Bahn besteigen. Zug fahren. Gleis wechseln. Currywurst versagen. Weißbier bestellen. Zielort erreichen. Hotel betreten. Zimmer beziehen. Koffer auspacken. MacBook anschließen. Hafenspitze umrunden. Café aufsuchen. Lufthansacocktail genießen. Wespen ertragen. Fußgängerzone begehen. Matjesbrot essen. Holde benachrichtigen. Dinner fröhnen. Gänge photographieren. Eltern anrufen. Bar besuchen. Cocktails trinken. Bekannte treffen. Lustig sein. IPA ziehen. Blogpost vergessen. Gute Nacht.

Entschleunigen

Am anderen Ende der Welt zum Entschleunigen zu sein ist herrlich. Bedeutet aber auch sich hier kurz zu fassen. Dementsprechend zeigt das Bild in diesem Blogbeitrag mein, zur Zeit, höchstes Aktivitätsniveau.

Geburtstagsbrunch des Kaufhauses des Vertrauens

Das Kaufhaus des Vertrauens in der Stadt begeht dieses Jahr das 110-jährige Bestehen. Herzlichen Glückwunsch! Dazu werden an drei Sonntagen jeweils ein Geburtstagsbrunch in der Lebensmittelabteilung veranstaltet. Zum ersten Termin wurden rund 600 Tickets ausgegeben, zum heutigen 1200 und zum zukünftigen bis jetzt bereits 1600 Tickets. Zur Öffnungszeit um 11 Uhr war die Warteschlange rund ums Haus bis in die Passauer Straße lang. Der Einlaß ging trotzdem schnell vonstatten, um 11:08 Uhr erreichte ich die 6. Etage. Mit vielen Bekannten verbrachte ich eine schöne Zeit, wir hatten Spaß, aßen gut und tranken die Budweiserfässer der Tschechischen Bierbar aus. Alles easy, tutti und knorke. Meine verzehrten Schnittchen habe ich im Tumblelog hier und hier abgelegt.

Eine Bemerkung zum Pannfisch

Aus der Hamburger Küche esse ich besonders gerne den Pannfisch. Tradiert ist das Gericht ein Armeleuteessen, im Laufe der Zeit hat sich das gewandelt. Ebenso wie ich kein Bier aus dem 14 Jahrhundert trinken möchte, sondern die heutigen Braukünste goutiere, so ziehe ich den Pannfisch unserer Zeit vor. Mich wundert allerdings, daß der in Restaurants angebotene Pannfisch quasi zwanghaft drei unterschiedliche Fischsorten beinhaltet. Einer davon ist Lachs. Ich frage mich ob diese angebotene Form ein Ausdruck der Marktgängigkeit ist. Ich sehe in einem weiterentwickelten Gericht nicht die Notwendigkeit Lachs zu integrieren. Warum eigentlich keinen Hering? Wäre der nicht angemessen?

Pannfisch
Pannfisch
Pannfisch
Pannfisch

Labskaus zum Dritten

Zwei Beiträge habe ich bereits über Labskaus geschrieben und zwar hier und hier. Ein dritter ist dann auch o.k.. Die Holde hat mir als Mitbringsel eine Dose Labskaus von der Nordseeküste mit gebracht. Dieser ist super, schön mild, und dazu gibt es Gurke, Rote Beete, Rollmops und Spiegelei. Ganz klassisch halt. Sehr zufriedenstellend!

Labskaus
Labskaus

Die Sache mit der Hühnerhaut

Das Presseerzeugnis des Vertrauens berichtet enthusiastisch über René Redzepis, Küchenchef des Noma, neueste Aktivitäten in Australien. Der Meisterkoch hat einen spektakulären Menueteller kreiert. Erdbeermuscheln und Pipis werden sekundenkurz blanchiert. Buschtomaten, Pfefferkörner, Lorbeerblätter und Knoblauchzehen werden zu einem Öl verarbeitet um Muscheln und Pipis damit zu parfümieren. Die hauchdünne Haut einer Hühnerbrühe wird karamelisiert, mit Krokodilfett bestrichen und auf die Muscheln gelegt und so das Ganze auf einem Kieselsteinpodest serviert.

Ich bin zutiefst beeindruckt.

Dan Ariely bemerkte, daß der Geschmack von Lebensmitteln nicht aus Nährwerttabellen erschließbar ist. Und ich vermute, Machine Learning Technologie scheitert ebenfalls. Nein, diese Kreationen entstehen durch beherzstes Ergreifen von Optionen, durch Versuch und Irrtum, durch Bricolage.

Die Sache mit dem Gemüsesalat

Beim Schreiben der Überschrift stutze ich – Gemüsesalat, was soll das sein, seit wann ist Salat ein Gemüse? Die Verwirrung legt sich schnell, fallen mir doch Eiersalat, Hühnersalat, Fleischsalat und weitere ein. Der (Kopf)Salat als Polysem, eingebrannt seit der Kindheit, schlägt den Begriff des Salats als Gericht. Die Bedeutung des Wortes Salat deutet auf mit Salz haltbar gemachte Gerichte und nun kann man fragen ob der Matjes oder das Pökelfleisch auch ein Salat sind. Aber das ist hier nicht das Thema.

Zum dritten Mal genießen die Holde und ich Ralf Haugs Küche, dreimal am Hochzeitstag und zum dritten Mal schreibe ich darüber am 22 Dezember eines Jahre nach 2012 und 2013. (Alle guten Dinge sind drei). Wir werden in einen kleinen separaten Raum, zwei, drei Stufen tiefer vom Gastraum geführt. Der Raum beinhaltet zwei Tische für jeweils zwei Personen und an der Stirn- und einer Längsseite lagern die Rotweinflaschen des Hauses. Sehr angenehmes Ambiente. Ich sitze der Holden gegenüber und schaue durch ein Fenster in der anderen Längsseite in den Weißweinkühlraum, der wiedreum ein Fenster zum Hotel „Vier Jahreszeiten“ hat, sodaß Hotelgäste einen Blick in den Kühlraum werfen können. Ich verzichte auf Photos der einzelnen Gänge, dies einerseits aus Respekt vor der Kunst des Teams und andererseits weil ich mich ganz auf den Geschmack von Speise und Getränk sowie das Gespräch mit der Holden konzentrieren will. Ein vegetarisches/veganes und ein Menue müt Fleisch/Fisch werden offeriert. Ich nehme folgendes (o.k. das Photo der Karte sei erlaubt):

Fünf-Gang-Menü
Fünf-Gang-Menü

Dazu bestelle ich eine Weinbegleitung mit dem ausdrücklichen Wunsch auf Rotwein zu verzichten.

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Kochen als Schulfach

In diversen Presseerzeugnissen lese ich, daß die Bundesbildungsministerin zu einem Schulfach „Alltagswissen“ rät, das auch das Kochen enthalten soll. Bereits vor sieben Jahren erfolgte ein Vorstoß der damaligen Bundesregierung, speziell aus dem Verbraucherministerium, das das Schulfach „Ernährung“ einführen wollte. Dieses wurde von den Ländern zurückgewiesen.

Meine Erinnerungen an das Schulfach Kochen, gegeben in der neunten und zehnten Klasse auf dem Gymnasium, werden beim Lesen der Artikel wieder wach. Wir kochten Gerichte wie Französisches Nierenragout, Arme Ritter, Eier in Senfsauce etc. Mir hatte es viel Spaß gemacht zumal ich keinerlei Druck empfand, für Schüler war das Schulfach Kochen freiwillig, für Schülerinnen jedoch verpflichtend. Diese unterschiedliche Behandlung der Geschlechter damals zeichnet ein Bild, das in der heutigen Zeit absurd erscheint.