
Schlagwort: meinungsfreiheit
Über Personalisierung in der Presse
Ein Blick in die Wochenzeitung aus Hamburg: Maßgebliche Artikel sind personalisiert. Personen, ihre Psysche, ihre vermeintlichen Gedanken sind Gegenstand der Berichterstattung. Politik fehlt, Boulevardisierung statt Inhalt. Warum dafür bezahlen? Das Geld wäre in Bier besser angelegt. Warum wird die Presse immer unpolitischer? Boulevard verkauft sich, Politik nicht. Zum Kotzen….
Über die (politische) Talkshow
Der Begriff besteht aus zwei Teilen: Talk und Show. Reden und Spektakel. Ein Spektakel war die politische Talkshow der Jahrtausendwende – Christiansen. Medial wurde hier die Neoliberalisierung des Landes begleitet. Das ökonomische Prinzip ist spätestens seitdem in jede Pore des gesellschaftlichen Lebens eingesickert. Der Stolz auf den ÖRR speist sich einerseits auf die Idee der Staatsferne, andererseits auf die Idee des Fehlen der Meinungsmacht Einzelner, einer gewissen Kapitalismusferne. Trotzdem wirkte die politische Talkshow toxisch. Wie konnte das geschehen? Und was bedeutet das für bestehende Formate?
Über Meetings
Meetings sind die entzündlichen Tonsillen des Arbeitslebens – irgendwie notwendig und überflüssig zugleich. Die geistige Gesundheit vor und während ihnen läßt sich bewahren indem man den Widerwillen gegen sie durch Neugier auf sie ersetzt. Neugier und Lust durchdringen einander…
Über Schulpflicht und sogenanntes Schulschwänzen
Die aktuelle Diskussion um Schulpflicht und Schulschwänzen im Rahmen der Freitagsdemonstrationen der Schüler ist ein Treppenwitz. Diejenigen, die Schulpflicht geifernd propagieren zeigen exakt was sie von Schule halten: Disziplinaranstalt zur gesellschaftlichen (De)Formierung junger Menschen.
Über Erwachseneninhalte
Das unschuldige, das reine Internet scheint wunderbar in das notwendige einzelwirtschaftliche Kalkül der Plattformanbieter zu passen. Tumblr, einst lebensnah und wenig prüde hat jetzt sogenannte Erwachseneninhalte unter Bann gestellt, bis 16.12.2018 waren sie nach Kennzeichnung erlaubt. Im Hilfecenter beschreibt Tumblr was unter Erwachseneninhalte zu verstehen sei:
Erwachseneninhalte sind in erster Linie Fotos, Videos oder GIFs, die Genitalien von echten Menschen oder entblößte weibliche Brustwarzen zeigen, außerdem auch sämtliche Inhalte – Fotos, Videos, GIFs und Illustrationen -, die Sexualakte zeigen.
Weibliche Brustwarzen – und erst recht ihr Anblick – scheinen gefährlich zu sein und die Sicherheit und Ordnung ganzer Gesellschaften außer Kraft zu setzen und die zwingenden Profitinteressen Tumblrs zu unterminieren. Um dem zu begegnen setzt Tumblr Machine Learning ein um diese höchstgefährlichen Inhalte auszusortieren. Machine Learning macht Fehler. So im Tumblelog „horax sammelt hier“, das auch mit den Posts von diesem Blog aus befüllt wird. Als höchstgefährlich wurden 3 Bilder klassifiziert: Frisches Geflügel in den Auslagen der Metztgerei „Kumpel & Keule“, eine nackte männliche Skulptur aus dem Alten Museum und ein Bild mit einem Burger.
Nach Intervention wurden die Bilder von einem menschlichen Wesen begutachtet und der neuen Richtlinie angemessen befunden.
Immer dieses Foodporn…

Über eine Frage zur Geschichte
Vergangene Ereignisse sind nicht seriell wie auf die Perlenschnur gezogen betrachtbar. Geschichtliche Zeit ist ungleich der physikalischen Zeit, sie stellt Ereignisse in einen Deutungszusammenhang. Geschichtliche Zeit birgt Brüche in ihrem Ablauf. Ereignisse sind gebrochen zueinander. Wahrheit hat einen Zeitkern. Vergangene Ereignisse sind nicht unabhängig von uns. Unsere Bewertung, unser Nachdenken über die vergangenen Ereignisse verändern sie.
Was bedeutet das für das Auftauchen und Verschwinden von Welt-anschauungen? Ist der Rückfall in barbarische Zustände somit möglich?
Die Suche nach der Wochenzeitschrift des Vertrauens
Ein verlängertes Wochenende auf der Insel im Ostseebad des Vertrauens – Entspannung pur, relaxen, schwimmen, schlemmen, spazierengehen und lesen. (Glotze möglichst auslassen!) Lesen ist Lebenselexier, zwei Bücher sind mitgenommen, die Zeitungen werden vor Ort gekauft. Letzteres scheint gar nicht so einfach. Die Wochenzeitschrift des Vertrauens ist nicht aufzufinden.

Das Hotel hält selbstverständlich die überregionalen Tageszeitungen bereit und zeigt sogar gegenüber den Berliner Gästen Großzügigkeit, indem es die dortige Regionalzeitungen offeriert, jedoch die Wochenzeitschrift des Vertrauens führt es nicht. Kein Problem, es gibt ja noch mehr Geschäfte im Städtchen. Immerhin strahlt das Städtchen Urbanität aus das bemerkt der Gast im tiefsten Winter, wenn in den umliegenden Bädern der Winterschlaf Rinzug gehalten hat. Jedoch ist auch im großen, mit Zeitschriften wohlsortierten Lebensmittelgeschäft in der Stadtmitte die gewünschte Zeitschrift nicht vorhanden; ebenso in den üblichen Zeitschriftenläden. Dem geneigten Gast fällt glücklicherweise ein, daß das Städtchen hat einen Bahnhof mit ICE-Anschluß hat und sich im Bahnhof eine Filliale einer Zeitschriftenladenkette befindet. Die Wochenzeitschrift des Vertrauens ist dort vorrätig, den Gast freut es.
Fragen zu Autonomie
In dieser Woche gab es eine Diskussion auf Twitter zu Autonomie, die mich heute noch nachdenklich zurückläßt. Autonomie stellt sich mir danach als ein entweltlichter Zustand da. Allerdings sind wir Menschen doch bedingte Wesen, erscheinen nicht einfach so in der Welt sondern brauchen Fürsorge, die Sprache ist schon da und verbindet uns mit anderen Menschen, sprechen wir mit uns selbst, sprechen wir mit der Sprache der Gesellschaft. Wir sind umzingelt von Üblichkeiten, die vor uns bereits erschienen sind und die uns bedingen. Die Erfindung der Uhr zwingt unser Leben in ein Zeitregime, das das Gegenteil von Autonomie ist. Was also könnte Autonomie eigentlich sein? Selber denken und sich ein Urteil bilden scheint mir in das Konzept von Autonomie zu passen. Dazu aber braucht es Zeit. Autonomie scheint bedingt durch Zeit. Darüber muß ich weiter nachdenken.
Die Wiederentdeckung des Tumblelogs
Keine vier Wochen nach dem Erstellen meines Twitteraccounts hatte ich mir das erste Tumblelog zugelegt. Was ich damit wollte war glasklar, automatisch von verschiedenen Diensten Texte, Links und Bilder chronologisch an einer Stelle ablegen. Einerseits um das Sammelsurium mit Interessierten zu teilen und andererseits um für mich selber eine Art Archiv anzulegen. Tumblr und soup.io sind die beiden Plattformen, die ich dafür nutze. Die automatische Übermittlung der Posts an die Tumblelogs wurde mit der Zeit immer instabiler und seit Ende 2011 ist der Import von Tweets durch die geänderte Twitter-Api nicht mehr möglich. Der Reiz des Neuen zieht natürlich und so wurden mit dem Aufkommen neuer Dienste wie z.B. Posterous die wackeligen Tumblelogs immer uninteressanter und ich habe sie schlichtweg nicht mehr genutzt, ich könnte auch sagen ich hätte sie vergessen.
Der Artikel „Tumblr is not what you think“ von Adam Rifkin Mitte Februar weckte nun erneut mein Interesse für die Tumblelogs. Tumblr ist nun, dank der jungen Generation unter den ersten 10 meistbesuchten Webseiten in den USA.